Cloud-Computing ist das IT-Trendthema schlechthin. Cloud-Hosting die scheinbar perfekte Lösung für Online-Shops mit extrem schwankenden Besucherzahlen. Doch was sich in der Theorie simpel anhört, ist in der Praxis viel komplexer als man denken könnte.
Dass Software auf lokalen PCs von Administratoren installiert werden muss, gehört ohne Zweifel schon bald der Vergangenheit an. Software wird nicht mehr installiert, man findet und nutzt sie in der Cloud. Dort tummeln sich auch alle anfallenden Daten, anstatt lokal auf Festplatten gespeichert zu werden. Dokumente, Briefe, Bilder, Präsentationen sind in der Cloud von jedem internetfähigen PC mit den entsprechenden Zugangsdaten abrufbar und editierbar. Immer und überall! Die Cloud soll auch das klassische Hosting von Websites und Online-Shops revolutionieren. Die Vorzeichen dafür sind auch mehr als vielversprechend. Cloud-Lösungen sind flexibel. Anders als starre Hostingtarife mit feststehender physikalischer oder virtueller Hardware können Cloud-Kunden die Leistungsfähigkeit an die tatsächlichen Anforderungen kurzfristig anpassen. Am Beispiel eines Online-Shops lassen sich die Vorteile anschaulich vorstellen. Während des Weihnachtsgeschäfts, temporären Sale-Aktionen und Gutschein-Kampagnen brummt das Geschäft und im Shop stapeln sich die Besucher förmlich, während es in der Hitze des Hochsommers nur wenige auf die Shopseite verschlägt. Bei klassischen Hosting-Lösungen müssten Sie sich trotzdem für ein Hardware-Setup entscheiden, das gleichermaßen bei Spitzenlasten und bei geringer Nachfrage zum Einsatz käme. So würden Sie also auch bei geringen Besucherzahlen eine Hardwareausstattung bezahlen müssen, die Sie nicht einmal annähernd nutzen. Beim Cloud-Hosting zahlen Sie hingegen nur die Kapazität, die Sie auch nutzen. Und Sie nutzen nur die Kapazitäten, die Sie auch brauchen!
Marketingwort „Cloud“
Bei solchen Vorzügen müsste eigentlich die komplette E-Commerce-Branche schon auf Cloud-Hosting-Tarife umgestiegen sein. Dass dies nicht der Fall dies, liegt daran, dass den faktischen Vorteilen in der Theorie einige Hürden in der Praxis entgegenstehen. Die erste besteht darin, überhaupt entsprechende Angebote zu finden und zu vergleichen. Anders als bei Shared Hosting oder Dedicated-Server-Angeboten finden sich in den einschlägigen Fachzeitschriften und Online-Portalen keine aussagekräftigen Übersichtstabellen mit allen am Markt tätigen Anbietern. Das Problem ist nämlich, dass sich die Cloud-Hosting-Welt höchst unübersichtlich präsentiert. Cloud-Angebote finden sich zwar viele, aber auf vielen steht zwar Cloud drauf, ist aber nicht dahinter. Der Begriff „Cloud“ hat hier dann eher eine marketingtechnische Bedeutung. Nicht nur deshalb gilt der Begriff Cloud bei vielen IT-Experten inzwischen schon als „Buzzword“, als inhaltsloses Schlagwort.
Skalierbare Hardware
Viele der großen Hoster haben ihre Angebotspalette um den Bereich Cloud-Tarife erweitert. Tatsächlich sind dies aber keine wirklichen Cloud-Hosting-Lösungen, sondern eine Kombination aus dedizierten und virtuellen Servern. Hier kann der Kunde je nach Bedarf seine Serverkonfiguration verändern und seinen Bedürfnissen anpassen und zahlt dabei auch nur die Einstellungsoptionen, die er verwendet – eine echte Cloud-Lösung ist es trotzdem nicht. Nach diesem Prinzip ist auch der „Dynamic Cloud Server“ von 1&1 aufgebaut. „Für uns als Anbieter stellt sich […] zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Frage, ob es tatsächlich Sinn macht, die nicht verbindlich definierten Wortbedeutungen aufzudröseln und Unterschiede zwischen Cloud Computing und Cloud Hosting exakt herauszuarbeiten – gleich ob mit dedizierten oder virtuellen Servern. Vielmehr gilt es, dem Markt die Lösungen anzubieten, die dem Kundenwunsch entsprechen. Und hier konnten wir mit unserem 1&1 Dynamic Cloud Server einen echten Bedarf decken. Mit diesem Angebot können Kunden je nach Anforderung CPU, RAM und Speicherplatz frei konfigurieren und bedarfsweise erhöhen oder senken. Alle Serverleistungen werden am Ende nur für die tatsächlich konfigurierte Serverleistung abgerechnet“, erläutert Michael d’Aguiar, Unternehmenssprecher für den Bereich Hosting bei 1&1.
Hürden beim Umstieg
Ähnlich wie bei 1&1 verhält es sich auch bei vielen anderen großen Hostern. Kunden finden dort Hostingpakete, bei denen Sie flexibel ihre benötigte Serverhardware ändern können. Für Webseller eine möglicherweise attraktive Alternative zu herkömmlichen Tarifen – aber kein echtes Cloud-Hosting. Wer solche auch als Grid-Hosting bezeichneten Angebote sucht, wird nicht so leicht fündig. Wer sich tatsächlich dann für ein solches Angebot entscheidet, wird in der Praxis mit einigen Unterschieden zur bisherigen Handhabung konfrontiert werden. So werden Dateien beispielsweise nicht mehr via FTP, sondern „Push per Git“ hochgeladen. Das hat zur Folge, dass das Zugriffsmanagement der Mitarbeiter, die die Website regelmäßig aktualisieren sollen, neu organisiert werden muss. Wie man die Option, die Hardwarestruktur anzupassen, in der Praxis nutzt, ist bei den jeweiligen Anbietern höchst unterschiedlich. Hier sollte man also etwas Einarbeitungszeit einplanen. Grundsätzlich sollte man aber davon ausgehen, dass man die Zeit, die man bislang für die Serverwartung verwendet hat, jetzt bei IaaS-Angeboten für die Administrierung der Infrastruktur braucht.
Für wen ist Cloud-Hosting interessant?
Sind echte Cloud-Hosting-Angebote denn nun tatsächlich interessant für Webseller? Das lässt sich pauschal nur schwer beantworten, weil die Anbieter zumeist noch recht frisch auf dem Markt sind und es an aussagekräftigen Case-Studies fehlt. Zudem müssen Webseller auch im Auge behalten, dass der eigentliche Vorteil des Cloud-Hostings auch zum Nachteil mutieren kann. So lässt sich im Vorfeld nur schwer abschätzen, welche Kosten durch das Autoscaling bei Traffic-Peaks entstehen können. Auch lassen sich die Preistabellen der einzelnen Anbieter nur schwer vergleichen, da häufig in unterschiedlichen Zeit- beziehungsweise Hardware-Einheiten abgerechnet wird. Nicht zuletzt eine Frage bleibt dringend zu klären – die der Datensicherheit. Und hier gibt Michael d’Aguiar zu bedenken: „Ausschlaggebend bleibt jedoch stets die Frage der Sicherheit. Daher setzen Hosting-Kunden auf Anbieter, die redundante Infrastrukturen zum Schutz vor Datenverlusten vorhalten. Dank der Auszeichnung unserer 1&1 Storage Technologie durch die Initiative Mittelstand sind wir überzeugt, bestens im Markt aufgestellt zu sein.“ Für viele Webseller könnten vielleicht tatsächlich „unechte“ Cloud-Lösungen renommierter Hoster die bessere Wahl sein als echte Cloud-Hosting-Angebote.
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