Mit jeder neuen Desktopversion von Windows erscheint zeitlich auch ein aktualisiertes Serverbetriebssystem. So ist der Windows Server 2012 das Gegenstück zu Windows 8. Doch wozu werden Windows-Server heutzutage eigentlich noch genutzt? Und welche Unterschiede gibt es zwischen Windows und Linux? Wir schauen uns die Serverwelt einmal genauer an.
Während Markteinführungen von neuen Desktopbetriebssystemen wie Windows 7 oder Windows 8 von riesigen Werbekampagnen begleitet werden, stellt Microsoft neue Serverbetriebssysteme von der Öffentlichkeit fast unbemerkt vor. So dürften nur regelmäßige Leser von Technikportalen mitbekommen haben, dass kurz vor Windows 8 noch ein neues Microsoft-Betriebssystem das Licht der Welt erblickt hat: Windows Server 2012. Dass man sich in Redmond darauf beschränkt, lediglich in entsprechenden Fachmedien für das neue System zu werben, hat einen einfachen Grund. Windows Server 2012 richtet sich nicht primär an private Nutzer, sondern an IT-Dienstleister und Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist neu am Windows Server 2012?
- Was haben Windows Server mit Cloud Computing zu tun?
- Was bedeutet eigentlich Server?
- Brauchen Windows Server spezielle Hardware?
- Was bedeutet Active Directory?
- Wie verbreitet sind Windows Server im Internet?
- Welche unterschiedlichen Serverarten gibt es?
- Was sind shared und dedizierte Server?
- Was sind Managed Server und Root Server?
- Was bedeutet „Virtuelle Server“?
- Was versteht man unter „Dynamic Cloud Server“?
- Löst SaaS die klassische Serverstruktur ab?
Was ist neu am Windows Server 2012?
Wer sich Windows Server 2012 einmal genauer anschaut, dem werden die optischen Parallelen zu Windows 8 schnell ins Auge fallen. Die typische Kacheloptik, die man von Windows 8-Desktop-Phones und Surfaces kennt, hat auch im neuen Serverbetriebssystem Einzug erhalten. Die entscheidenden Neuerungen von Windows Server 2012 liegen aber natürlich nicht in der Optik. „Das Betriebssystem war immer die treibende Kraft in der IT. Mit Windows Server 2012 heben wir die IT-Infrastruktur nun auf eine neue Ebene und bieten unseren Kunden und Partnern das ideale Cloud-Betriebssystem für ihre verschiedenen Anwendungen”, erklärte Satya Nadella, President Server & Tools Business, Microsoft Corporation bei der Präsentation. „Im Zusammenspiel mit Windows Azure und System Center erhalten Anwender eine Cloud-Plattform, mit der sie ihre Rechenzentren und ihre Infrastruktur optimal an ihre Aufgabenstellungen anpassen können.”
Was haben Windows Server mit Cloud Computing zu tun?
Windows Server 2012 will zwei Welten optimal miteinander verbinden. Die klassische Serverstruktur mit einer klar definierten, physischen Hardware und die Nutzung von Ressourcen in der Cloud. „Microsoft erfindet mit Windows Server 2012 sein Betriebssystem neu und führt zentrale Funktionen zur Verwaltung Cloud-basierter Infrastrukturen in einer Plattform zusammen”, meint so auch Frank Schmeiler, Research Director bei der Experton Group AG. „Die Realisierung von Private, Hosted oder Public Clouds lässt sich damit deutlich vereinfachen, Anwender können ihre IT-Ausgaben und die Effizienz der Prozesse gezielt optimieren und steuern.” Das klingt in der Theorie natürlich sehr gut, doch viele Anwender werden sich trotzdem fragen, wofür man Server in der heutigen Zeit eigentlich überhaupt noch nutzt – und was sie eigentlich leisten.
Was bedeutet eigentlich Server?
Schaut man sich die klassische Definition des Begriffs „Server“ an, handelt es sich hierbei im eigentlichen Sinne um Dienstprogramme – um Diener. Ein Server ist also nicht gleichzusetzen mit der Hardware, die irgendwo in einem gekühlten Rechenzentrum steht, sondern bezeichnet jeden einzelnen Dienst, der darauf installiert ist und den angeschlossenen Clients zur Verfügung gestellt wird. Die Hardware hingegen wird als Host bezeichnet. So können auf einem Host dutzende Server installiert sein. Inzwischen hat sich diese Definition aber überholt. Da umgangssprachlich eh schon immer jeder mit dem Begriff Server die entsprechende Hardware verknüpft hat, haben auch IT-Dienstleister und Hoster diese Definition übernommen.
Brauchen Windows Server spezielle Hardware?
Server kommen hauptsächlich im Unternehmensbereich zum Einsatz, können aber auch auf privater Ebene eingesetzt werden. Wenn Sie einen Server aufsetzen wollen, können Sie dafür im Prinzip einen beliebigen Desktop-PC verwenden. In einem kleinen Netzwerk wäre dies völlig ausreichend, doch je mehr PC angeschlossen und Dienstprogramme bereitgestellt würden, desto schneller würde die Hardware in die Knie gehen. Deshalb ist in der Praxis Serverhardware deutlich teurer und leistungsfähiger als Desktop-Hardware.
Was bedeutet Active Directory?
Server kommen hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn viele Anwender auf dieselben Anwendungen und Dateien zugreifen können sollen. Hierfür sind Server aus vielen Gründen ideal geeignet. So überwacht ein Administrator zentral alle lokalen Installationen und kümmert sich um die Freigabe von Druckern oder Dateiordnern. Hierbei kommt das „Active Directory“ der Windows-Serverwelt zum Einsatz, mit dem Administratoren sehr spezifisch Benutzern unterschiedliche Rechte zuweisen. In Unternehmen werden typischerweise neben Dateiservern auch Mail- und Datenbankserver betrieben. Dass Microsoft-Server nach wie vor im Unternehmenseinsatz die Nase vorn haben, liegt nicht zuletzt darin begründet, dass viele Unternehmen nicht auf den Einsatz der beliebten E-Mail-Lösung Outlook verzichten wollen – und die wiederum setzt auf dem Server das Dienstprogramm Microsoft Exchange voraus, das wiederum nur unter einem Windows-Serverbetriebssystem ausgeführt werden kann. Linux-Derivate sind in diesem Bereich für viele auch deshalb keine Option, weil die Software, die in den Unternehmen eingesetzt wird, vielfach nur unter Windows verfügbar ist. Auch spielen die Microsoft-Produkte in diesem Bereich ihre Vorteile in der Benutzerfreundlichkeit aus. Wer sich mit einem Windows-Desktop-System auskennt, wird auch kleine Netzwerke schnell mit einem Windows-Serverbetriebssystem konfigurieren können. Bei Linux hingegen liegen die Hürden deutlich höher.
Wie verbreitet sind Windows Server im Internet?
Während Microsoft so in Unternehmensnetzwerken klar die Nase vorn hat, sieht es im Internet völlig anders aus. Auch hier kommen schließlich Server zum Einsatz: die Webserver. Hier lagern die Daten der aufgerufenen Websites. Ruft ein Nutzer im Browser eine Seite auf, lädt er die entsprechenden Daten vom Server herunter. Webserver benötigen natürlich ein Betriebssystem: und auch hier kommt es zum Zweikampf zwischen unterschiedlichen Linux-Derivaten und Microsoft-Lösungen wie Windows Server 2008 oder jetzt Windows Server 2012. Nach Expertenschätzungen werden zwischen 75 und 85 Prozent aller Webserver mit Linux betrieben. Also ergibt sich hier ein völlig anderes Bild als in geschlossenen Netzen wie dem eines Unternehmens. Ein entscheidender Grund dafür dürfte sein, dass viele beliebte Programme zur Website-Erstellung aus der Open-Source-Welt stammen und für den Betrieb auf Linux-Servern optimiert sind. Dazu zählen zum Beispiel die Web-CMS-Lösungen Joomla, genauso wie Typo3 oder Contao. Gleiches gilt für die Blogsoftware-Lösungen WordPress und Serendipity. Auch die am zwei am weitesten verbreiteten Shoplösungen sind Open-Source: Magento und Oxid eShop. Wollen Sie eine Website oder einen Shop mit diesen Lösungen erstellen, kommen Sie um einen Linux-Webserver kaum herum. Zwar sind die Programme unter Windows Servern mit der Dienstplattform Internet Information Services (IIS) fast allesamt lauffähig, doch nicht dafür optimiert. Ein entscheidender Grund, warum Microsoft immer mehr Marktanteile an die Linux-Webserverbetriebssysteme Apache und Nginx verliert, dürfte auch finanzielle Gründe haben. Wer auf Microsoft-Lösungen setzt, muss, um von Weiterentwicklungen und Supportleistungen zu profitieren, zwangsläufig regelmäßig neue Versionen installieren – und die kosten natürlich Geld.
Welche unterschiedlichen Serverarten gibt es?
Egal, ob Sie einen Webserver, einen Dateiserver, einen Gameserver oder einen Mailserver brauchen. Viele Anwender wollen und können sich solche Hardware-Kolosse nicht ins eigene Büro stellen, weshalb sie auf andere Lösungen zurückgreifen müssen: das Mieten eines Servers – wobei Sie hier zwischen Windows und Linux-Lösungen als Betriebssystem meist wählen können. Wer sich hier im Internet nach Anbietern umschaut, wird nicht nur von zahllosen Angeboten erschlagen, sondern auch von jeder Menge unterschiedlicher Klassifizierungen. Managed Server, Root Server, Dedicated Server, Virtual Server und Dynamic Cloud Server: Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten und die Unterschiede aus den Beschreibungen der Anbieter sofort herauszulesen, denn zwischen den Begrifflichkeiten gibt es Überschneidungen, die von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich ausgelegt werden.
Wer als Privatperson eine eigene Website erstellen will, nutzt dafür häufig so genannte „Shared Hosting“-Tarife. Damit ist gemeint, dass mehrere Websites auf einem Webserver betrieben werden. Sie bekommen bei Buchung eines solchen Tarifs also nur ein kleines Stückchen vom Serverkuchen und können zudem keinen Einfluss auf die Konfiguration Ihres Servers nehmen – die wird von Ihrem Hoster vorgegeben. Anders sieht es aus, wenn Sie einen kompletten Server mieten wollen: einen dedizierten Server, der ausschließlich von Ihnen genutzt wird. Hier müssen Sie sich die Hardware also nicht mit anderen Kunden teilen.
Was sind Managed Server und Root Server?
Viele Kunden wollen zwar, dass ihre Anwendungen auf einem eigenen Server laufen, jedoch wollen sie mit der Administration nichts zu tun haben. Für solche Kunden bieten die Server-Hoster so genannte „Managed Server“ an. Hierbei kümmert sich Ihr Hoster um Wartung und Pflege, so wie um das Einspielen von Updates. Anders sieht es bei den so genannten Root Servern aus. Hier bekommen Sie die volle Kontrolle über Ihren Server und können frei Software installieren oder deinstallieren, ein anderes Betriebssystem aufsetzen oder Änderungen an der Konfiguration vornehmen. Sie können auf Administratorebene also alles tun und lassen, was Sie möchten – tragen aber dafür dann auch die alleinige Antwort. Auch beim Begriff Rootserver hat sich im Übrigen die eigentlich falsche umgangssprachliche Bezeichnung eines solchen Servertyps inzwischen durchgesetzt. Eigentlich versteht man unter einem Rootserver nämlich ausschließlich „Root-Name-Server“, wichtige Knotenpunkte der Internetarchitektur. Die Serverhoster bezeichnen hingegen ihre Serverangebote als Rootserver, wenn sie ihren Kunden das Root-Konto zur Verfügung stellen – den Benutzertypen mit den weitreichendsten Zugriffsrechten. Managed und Root-Server (in der Begrifflichkeit der Hoster) sind also beides Formen eines Dedicated Servers. Trotzdem werden Sie bei einigen Server-Hostern verschiedene Angebote zu Dedicated und Rootservern erhalten. Hierbei wird häufig die unterschiedliche Leistungsfähigkeit als Maßstab für die Unterscheidung genommen. Rootserver sind in diesem Fall eine Art Superserver mit optimaler Hardware-Ausstattung. Diese Rootserver dienen somit als Lösung für besonders anspruchsvolle Projekte, oder sollen in einem Netzwerk aus mehreren Servern den Hauptserver stellen.
Was bedeutet „Virtuelle Server“?
Für deutlich kleinere Projekte sind virtuelle Server ausgelegt. Auch hier bekommen Sie einen eigenen Server mit festgelegten Leistungskomponenten und können beliebig Ihre Serverkonfiguration verändern – zum Beispiel das Betriebssystem wechseln. Allerdings wird Ihnen bei solch einem Angebit nicht wirklich ein dedizierter Host in einem Rechenzentrum zugeordnet, sondern nur ein virtueller. Tatsächlich teilen Sie sich also wie bei Shared Hosting – Angeboten die Hardware mit anderen Kunden – können aber trotzdem über Ihre eigene Software-Konfiguration bestimmen. Unabhängig von den anderen Nutzern.
Was versteht man unter „Dynamic Cloud Server“?
Neben diesen typischen Begriffsbezeichnungen zu Mietangeboten von Servern, haben sich einige Anbieter noch andere kreative Wortschöpfungen ausgedacht. Ein schönes Beispiel hierfür ist der „Dynamic Cloud Server“, den 1&1 seinen Kunden anbietet. Der Name lässt vermuten, dass man seinen Kunden damit ein echtes Cloud-Hosting-Angebot unterbreitet. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall. Beim Dynamic Cloud Server handelt es sich um eine Kombination aus dediziertem und virtuellen Server. Dabei können Sie nicht nur Ihr Wunschbetriebssystem wählen, sondern je nach Bedarf die Serverkonfiguration verändern und den Bedürfnissen anpassen. So bestimmen Sie beispielsweise, wie viele CPUs für Sie werkeln sollen, wie viel Arbeitsspeicher Sie benötigen und welche Festplattenkapazität erforderlich ist. Hierbei können Sie per Schieberegler zwischen vordefinierten Größen wählen und diese jederzeit ändern – Sie zahlen in diesem Tarif stundengenau für die Leistungen, die Sie gewählt haben. Eine echte Cloud-Lösung ist das zwar nicht, dennoch kann solch ein Tarif für solche Nutzer interessant sein, die mit starken Schwankungen bei den benötigten Ressourcen rechnen müssen.
Löst SaaS die klassische Serverstruktur ab?
Wofür Sie Ihre gemieteten virtuellen, dedizierten und Managed Server letztendlich nutzen, bleibt natürlich Ihre Sache. So ist der Betrieb eines Webservers nur eine Option, genauso wie die Nutzung als Applikations-, Datei- oder Mailsever. Insbesondere viele kleine und mittelständische Unternehmen verabschieden sich übrigens vermehrt von der klassischen Server-Client-Architektur und wechseln zu kompletten Online-Lösungen. Eine Entwicklung, die man bei Microsoft allerdings nicht mit Sorge sehen muss, denn die Kunden wechseln nur von einer zu einer anderen Software aus dem Hause Redmond: in diesem Fall zu Office 365. Das Konzept hinter Office 365 ist eine Nutzung der bekannten Office-Lösungen Word, Excel, Powerpoint, Outlook und Co. über Desktopinstallation und über das Internet als SaaS. Inklusive einer Cloud-Lösung für das Speichern von Daten, bei der alle Mitarbeiter von überall auf den aktuellsten Datenbestand zugreifen können. Unternehmen, die diese Lösung nutzen, zahlen monatlich oder jährlich dafür eine Lizenzgebühr und sparen sich durch Office 365 den Unterhalt eines eigenen Exchange-, Datei- und Applikationsservers. Allerdings nehmen Sie dafür in Kauf, dass potenziell vertrauliche Daten nicht mehr auf eigenen Festplatten lagern, sondern irgendwo in der Cloud. „Wir sehen bereits viele KMU, die komplett auf die Online-Services von Microsoft setzen und beispielsweise Office 365 sehr erfolgreich einsetzen. Es gibt allerdings auch KMU, die gewisse Applikationen lokal betreiben möchten oder Daten lokal vor Ort auf einem Server ablegen wollen oder müssen. Etwa aus rechtlichen Gründen. Für diese bieten sich die verschiedenen Server-Lösungen von Microsoft bestens an“, erklärt Roman Schweizer, Produkt Marketing Manager Windows Server, Microsoft Schweiz.