Mit dem neuen Angebot „Kindle Direct Publishing“ (KDP) von Amazon kann jeder sein eigenes Buch veröffentlichen und von jedem einzelnen Verkauf direkt profitieren. Wir stellen Ihnen das Modell vor, zeigen wie es funktioniert, und nehmen auch Alternativen unter die Lupe.
Schreiben Sie gerne? Wenn ja, dann haben bestimmt auch Sie schon einmal davon geträumt, mit einem eigenen Bestseller erfolgreich zu sein. Egal ob Fantasy-Roman, Ratgeber oder Sachbuch: Bislang waren die Hürden für Nachwuchsautoren, die ihre Manuskripte veröffentlichen wollten, fast unüberwindbar hoch. Beim klassischen Weg wurden Kopien an alle bekannten Verlage verschickt und auf einen positiven Bescheid gehofft. Wollte kein Verlag das Buch veröffentlichen, war der Traum vom Schriftstellerleben auch schon wieder vorbei – wenn man nicht unbedingt auf mehr oder weniger seriöse Anbieter setzen wollte, die nur gegen Vorkasse Werke verlegen. Diese Probleme gehören jetzt der Vergangenheit an. Ab sofort brauchen Sie nämlich keine Kopie mehr zu verschicken, Sie brauchen kein Geld, keine Verlagszusage, Sie brauchen nicht einmal mehr einen Verlag, um Millionen von Lesern direkt zu erreichen. Alles, was Sie benötigen, ist ein Text, von dem Sie der Meinung sind, dass er es Wert ist, veröffentlich zu werden.
Wie funktioniert das „Self Publishing“?
Ein neuer Trend, der jetzt langsam auch nach Deutschland herüber schwappt, ist das so genannte „Self Publishing“. Einer der Vorreiter ist hierbei der Internetriese Amazon. Zunächst nur in den USA wurde dieser Service angeboten, bei dem jeder Autor eigene Texte hochladen und den Amazon-Kunden als eBook zum Kauf anbieten konnte. Seit einiger Zeit ist „Kindle Direct Publishing“ (https://kdp.amazon.com) jetzt auch in Deutschland aktiv. Hier müssen Sie sich lediglich mit Ihrem Amazon-Konto anmelden und können innerhalb einer Stunde Ihr eigenes Werk zwischen Harry Potter und allen anderen bekannten Verlagsbestsellern veröffentlichen. Als Vorlage dient dabei ein einfaches Word-Dokument, das von Amazon in das Kindle-Edition- eBook-Format umgewandelt wird. Anschließend laden Sie noch ein Buchcover hoch, das Sie vorher erstellt haben oder gestalten es direkt online mit dem „Cover Creator“. Nach einer kurzen Prüfung durch Amazon kann Ihr Werk auch schon von Amazon-Kunden in der ganzen Welt gekauft werden. Den Verkaufspreis bestimmen Sie dabei selbst. Als Autorenhonorar erhalten Sie anschließend von jedem Verkauf wahlweise 35 Prozent (bei einem Bruttoverkaufspreis über 9,99 Euro Pflicht) oder sogar 70 Prozent des Nettoverkaufspreises. Abgezogen werden beim 70-Prozent-Modell jedoch noch die „Lieferkosten“, die über Amazon.de bei 0,12 Euro pro Megabyte liegen. Halten Sie sich also mit hochauflösenden Bildern möglichst zurück!
Kann mein eBook zum Beststeller werden?
Durch das „Kindle Direct Publishing“ ist in den USA unter Hobbyschriftstellern und Nachwuchsautoren eine Goldgräberstimmung entstanden. Bereits etliche Bestseller hat diese neue Vertriebsform hervorgebracht. Nachweislich haben schon dutzende Autoren Einnahmen im siebenstelligen Bereich erzielt und sind zudem mit lukrativen Verlagsverträgen belohnt worden. In Deutschland sind solche Zahlen derzeit kaum zu erreichen, doch zumindest haben es die ersten Autoren geschafft, Verkaufszahlen von über 100.000 Exemplaren zu erzielen. Einkommensmillionär wird man mit solch einem Bestseller jedoch trotzdem nicht, denn mit hohen Verkaufspreisen, die man von gebundenen Büchern kennt, lassen sich eBooks hierzulande kaum vermarkten. Tatsächlich generiert sich der Umsatz eher durch die Masse. Viele selbst veröffentlichte Romane kosten nur zwischen 0,99 und 1,99 Euro. Obwohl diesen vielen Autoren sicherlich in der Seele wehtut, ihre Werke so zu „verramschen“, warnen Experten vor zu hohen Preisen. Romane unbekannter Autoren würden sich schon bei Preisen über 2,99 Euro kaum noch verkaufen – bei Sachbüchern und Ratgebern lassen sich zwar höhere Preise erzielen, doch auch hier sollte man bedenken, dass es besser ist, 100 Bücher für 3,99 Euro zu verkaufen, als zehn für 9,99 Euro.
Bieten auch andere Händler und Verlage Self-Publishing-Lösungen an?
Mit Amazon Kindle Direct Publishing erschließen Sie bereits eine sehr große Zielgruppe – nämlich jeden, der einen Kindle besitzt und diesen auch tatsächlich nutzt. Wie groß diese Gruppe ist, lässt sich nur schätzen, da Amazon selbst keine Zahlen veröffentlicht. Derzeit dürfte sie irgendwo zwischen 2 und 3 Millionen liegen. Damit ist man in Deutschland Marktführer, jedoch bei weitem nicht so marktbeherrschend wie in den USA. Hierzulande gibt es mit Bertelsmann, Weltbild, Thalia und vielen weiteren Anbietern mächtige Konkurrenten, die ebenfalls erfolgreich eBooks vermarkten – für alle anderen eBook-Reader, die am Markt erhältlich sind. Wer auch diese Gruppe potenzieller Leser erreichen will, muss sein Werk auch noch über diese Vertriebskanäle anbieten – und auch das ist inzwischen kein großer Aufwand mehr und kostet Sie nichts!
Wo kann ich überall meine eBooks verkaufen?
Amazon vergibt für jedes eBook eine „ASIN“-Nummer zur Identifizierung. Bei allen
anderen Händlern hingegen benötigen Sie eine ISBN-Nummer, unter der Ihr Buch zu
finden ist. Im Normalfall müssen Sie als Privatanwender eine solche Nummer für
rund 80 Euro erst beantragen, bevor Sie einen eigenen Roman veröffentlichen
könnten. Zudem wäre auch noch das Erstellen eines eBooks im ePub-Format
kostenpflichtig. Für Newcomer deutlich empfehlenswerter ist es, auf Dienstleister wie www.neobooks.com zu setzen. Hier können Sie ähnlich wie bei Amazon Ihr Word-Dokument hochladen und konvertieren lassen. Anschließend steht Ihr eBook nach einer Prüfung auf der Website zur Verfügung, eine ISBN-Nummer wird vergeben und Ihr Werk nach einigen Tagen an alle wichtigen Online-Händler weitergeleitet.So können Sie Ihr Buch dann auch über www.buch.de, www.ebooks.de, www.thalia.de, www.derclub.de und viele weitere Anbieter vermarkten. 70 Prozent der Erlöse fließen dabei an Sie. Im so genannten Dashboard von Neobooks können Sie tagesaktuell Ihre Verkaufszahlen bei allen anderen Händlern überprüfen. Übrigens: Sie können bei Neobooks auch eine Vermarktung über Amazon ausschließen, falls Sie dort Ihr Buch lieber selber anbieten wollen. Ähnliche Angebote wie Neobooks bieten www.xinxii.com, www.epubli.de und www.bookrix.de.
Lohnt sich der Aufwand?
Viele, die schon eine Buchidee im Hinterkopf haben und denen es schon in den Fingern juckt, werden sich jetzt sicherlich fragen, ob sich der Aufwand lohnt. Darauf ist es schwer eine pauschale Antwort zu geben, denn neben den „Leuchttürmen“, die in den Kindle-Bestsellerlisten auftauchen, tummeln sich im Angebot auch unzählige Werke, die unbeachtet auf Position 30.000 aufwärts mit der Verkaufszahl „0“ vor sich hin dümpeln. Die Konkurrenz ist eben groß, und Sie müssen Ihren Lesern etwas bieten. Zudem kann es nicht schaden, kräftig die Werbetrommel zu rühren und alle sozialen Netzwerke dafür zu nutzen, auf das neue Buch aufmerksam zu machen. Eine Erfolgsgarantie bringt das zwar auch nicht, doch vielleicht ist es deshalb für den einen oder anderen Hobbyautor ein Versuch wert!