Sind Marktplätze und Shoppingportale für Betreiber von Onlineshops eine Chance oder langfristig eher ein Risiko? Ich sprach mit Johannes Altmann, Gründer und Geschäftsführer der Shoplupe GmbH. Er berät mit seinem Team Online-Shops wie Herrenausstatter.de:
Sie beraten jährlich mit Shoplupe bei über Hundert Shop-Projekten Webseller zu den Themen Shop-Usability und Shop-Konzeption. Lässt sich ein Trend erkennen, welche Bedeutung der Vertrieb über Online-Marktplätze wie rakuten, meinpaket, Amazon und Co. für Online-Händler hat?
Johannes Altmann: Die Bedeutung von Marktplätzen ist für viele Shopbetreiber schon enorm, auch wenn es herbe Rückschläge wie die Neckermann-Pleite oder Enttäuschungen bei Quelle und Meinpaket.de gibt. Marktplätze liefern aber zuverlässig einen Zusatzumsatz und sichern manchen Shopbetreibern die Existenz. Ein Marktplatz ist natürlich zugleich Wettbewerb für den Shop-Betreiber, daher sollte die Entscheidung gut durchdacht sein.
Was raten Sie Websellern: Bei möglichsten vielen Portalen vertreten sein, oder nur bei ausgewählten? Oder bei gar keinem?
Johannes Altmann: Der eigene Shop sollte immer Priorität haben. Denn nur im eigenen Shop können eigene Kunden generiert werden. Erfolgreiche Unternehmen leben von ihren Stammkunden und nicht vom Erst- und Einmalkunden. Die strategische Ausrichtung bedeutet daher immer Kunden finden, Kunden binden. Das funktioniert nur durch Kundenzufriedenheit und Begeisterung im eigenen Shop.
Eine Zweitplatzierung auf einen Marktplatz macht Sinn, wenn dieser relevant genug ist und seinen Sinn erfüllt: Relevanten Umsatz generieren. Auf möglichst vielen Hochzeiten zu tanzen macht eher viel Arbeit, aber nicht viel mehr Umsatz.
Wie können Webseller verhindern, dass sie ihrem eigenen Shop über das Verkaufen auf Portalen nicht Konkurrenz machen?
Johannes Altmann: Der Marktplatz macht immer auch Konkurrenz – außer er fischt in einem ganz anderen Teich und spricht eine völlig andere Zielgruppe an. Outstore wirbt beispielsweise über TV-Spots und weniger über SEO-Maßnahmen. Der Wettbewerb bei Google kommt kaum auf und TV können sich Shops eigentlich nicht leisten.
Wie schätzen Sie in Zukunft die Bedeutung der Portale ein? Wird man als kleiner Webshop überhaupt noch um Amazon Marketplace und andere Anbieter herum kommen?
Johannes Altmann: Nach meiner letzten Erkenntnis gibt es in Deutschland 170.000 Online-Shops oder sogar mehr. Traffic zu erhalten und relevant zu werden ist mit dem eigenen Shop extrem schwer. Es ist natürlich einfacher, auf Marktplätzen zu verkaufen, die sich um Reichweite und Marketing kümmern. Die Relevanz von Marktplätzen wird zunehmen, der Markt für Shopbetreiber wird dadurch aber auch schwieriger.
Vielen Dank für das Gespräch!