Die Initiative D21 hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vertrauen der Deutschen in digitale Anwendungen zu stärken. Eine wichtige Rolle für das Online-Shopping spielen dabei die Gütesiegel. Doch nicht alle Siegel haben tatsächlich einen Wert für Shopbetreiber und Kaufinteressenten, wie Roland Appel von der Initiative D21 im Interview verrät.
Sind Shopsiegel tatsächlich noch so wichtig wie vor ein paar Jahren? Schließlich dürfte die Scheu der Konsumenten vor dem E-Commerce doch nicht mehr so groß sein.
Roland Appel: Die Erfahrungen der Verbraucherschützer wie der Online-Händler sagen etwas anderes. Beide sind ja im D21-Gütesiegelboard, dem ich vorsitze, vertreten. eben den vier Gütesiegeln im Übrigen auch noch die Verbraucherzentrale Bundesverband, das Unabhängige Landesdatenschutzzentrum Schleswig-Holstein, die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs e. V. und das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Zunächst zeigen die zahlreichen Datenskandale der letzten Jahre, dass lnternetgeschäfte niemals hundertprozentig sicher sein können und selbst bei großen Anbietern etwas passieren kann. Das Vertrauen der Konsumenten ist etwas gestiegen, aber immer noch stellen die Online-Verkäufer fest, dass ein großer Teil der Kaufvorgänge vor Beendigung des Geschäfts abgebrochen wird. Wenn der lnternethandel inzwischen zum Teil zweistellige jährliche Zuwachsraten hat, dann hat dies auch mit unseren Gütesiegeln zu tun, die ebenfalls eine ständig steigende Verbreitung finden – wir sind derzeit» bei etwa 12.000 aktuell gültigen Siegeln im Netz.
Die Initiative D21 hat eine Liste von Qualitätskriterien erstellt, die Gütesiegel erfüllen sollten, um von Ihnen empfohlen zu werden. Welche sind das?
Roland Appel: Die Klarheit der Angaben über die wirklichen Preise und Nebenkosten, ein eindeutiger Kaufprozess, der vor Abschluss des- Kaufvorgangs alle Waren, Leistungen und Kosten offenlegt und einen bewussten “letzten Schritt“ erfordert, um den Kauf auszulösen. Hinzu kommen Datenschutzbestimmungen, die nicht nur die bloße Einhaltung der Datenschutzgesetze sicherstellen, sondern die restriktiv sind gegenüber Trackingsoftware, die das Verhalten von Konsumenten auf Homepages analysiert, oder dem „Gefällt mir“-Button von Facebook, dessen Wirkung und Auswirkung die unabhängigen Experten im Gütesiegelboard sehr kritisieren – dazu ist unser Verfahren noch nicht abgeschlossen. Wir entwickeln unsere Positionen und Kriterien ständig weiter. Ganz wichtiger Mehrwert ist die Moderation der Gütesiegel, wenn es zwischen Kunden und dem einzelnen Shop zu Streitigkeiten kommt, hier können diese viel im Vorfeld zu Einigung beitragen; als Quasi-„Berufungsinstanz“ fungiert darüber ja noch das Gütesiegelboard. Und besonders bei hochpreisigen Gütern nicht zu vergessen, die Versicherung gegen das Risiko, dass Shops nach dem Kauf, aber vor der Lieferung in Insolvenz gehen oder nicht fristgerecht liefern können – was nutzt das Weihnachts-iPad zu Ostern? – und wo Trusted Shops und Safer Shopping im Falle des Falles den Käufern den Kaufpreis erstatten.
Nur vier Gütesiegel haben es in Ihre Empfehlungsliste geschafft. Können Shopbetreiber und Verbraucher die anderen Shopsiegel ignorieren?
Roland Appel: Mit Sicherheit, denn wer Seriöses im Schilde führt, kann jederzeit bei uns die Mitgliedschaft beantragen. Wir sind kein „Closed Shop“. sondern laden alle zur Mitwirkung ein, verlangen aber die Einhaltung unserer klaren und transparenten Kriterien und prüfen diese natürlich auch nach und gehen gegen Plagiate konsequent mit Rechtsmitteln vor.
Vielen Dank für das Gespräch!