Bei der Auswahl von Bezahlverfahren achten Händler vor allem auf die direkten Kosten wie Transaktionsgebühren und zu wenig auf die Gesamtkosten, die bei der Anwendung des Verfahrens entstehen. Dadurch werden möglicherweise zu hohe Folgekosten verursacht und Ertragspotenziale verschenkt. Denn die indirekten Kosten von Bezahlverfahren, verursacht beispielsweise durch Zahlungsausfälle und Retourenmanagement, haben direkte Auswirkung auf die Handelsspanne. Das sind die ersten Zwischenergebnisse einer noch laufenden Studie zu den Kosten von Bezahlverfahren im Online-Handel, die durch das Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg durchgeführt wird.
Ziel der Umfrage ist die Gegenüberstellung der Gesamtkosten einzelner Bezahlverfahren, die in Online-Shops zum Einsatz kommen. Laut ersten Zwischenergebnissen geben Online-Händler die Kosten für ein Bezahlverfahren als Hauptentscheidungskriterium bei der Auswahl der einzelnen Verfahren an, auf den weiteren Plätzen folgen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit. Beim genaueren Blick auf die Kosten offenbart die Studie, dass E-Commerce-Händler vor allem auf das Disagio, also die direkten Kosten eines Bezahlverfahrens achten. Weit weniger im Fokus stehen dagegen indirekte Kosten, wie beispielsweise der Aufwand für Mahn- und Inkassoverfahren oder für die Rückabwicklung von Zahlungen im Retourenfall. Dabei sind diese so genannten Folgekosten durchaus signifikant.
„Möglicherweise – das zeigt zumindest die erste Auswertung – täuschen sich Online-Händler bei der Einschätzung über die tatsächlichen Gesamt-Kosten für ein Bezahlverfahren. Beispielsweise offenbarten auf den ersten Blick sehr günstige Bezahlarten anschließend hohen manuellen Nachbearbeitungsbedarf für den Händler“, erklärt Prof. Dr. Hans-Gert Penzel, Geschäftsführer von ibi research. Anhand dieser ersten Ergebnisse scheint also durchaus noch Optimierungspotenzial im Zahlarten-Mix vorhanden zu sein. Die am meisten verbreiteten E-Payment-Verfahren sind PayPal und SOFORT Überweisung. Daneben spielen die „klassischen“ Zahlungsverfahren Vorkasse, Kreditkarte, Rechnungskauf und Lastschrift eine wichtige Rolle im E-Commerce.
ibi research hat einige Marktteilnehmer dazu befragt:
„Die Vorabergebnisse sind sehr interessant für uns. Es zeigt sich, dass die scheinbar hohen Kosten einiger Bezahlverfahren zumindest teilweise geringere indirekte Folgekosten auslösen, etwa für das Risikomanagement, und sich dadurch relativieren. Für Online-Händler kann es sich lohnen, solche Aspekte in die Entscheidung über die Ausgestaltung der Zahlungsabwicklung und die Wahl der Dienstleister mit einzubeziehen“, so Johannes F. Sutter, Head Distance Payment Germany bei SIX Payment Services.
„Wir sind sehr gespannt auf die endgültigen Ergebnisse der Studie. Aber wir sind schon länger der Ansicht, dass der E-Commerce großes Potenzial verschenkt: Durch Kosten für Retouren, Zahlungsausfälle und Nachbearbeitung etc. geht Online-Händlern ein erheblicher Teil der Marge verloren, da lohnt sich ein Blick auf die Gesamtkosten eines Bezahlverfahrens und anschließend eine klugen Rabattierungs-Strategie“, erklärt Dr. Gerrit Seidel, CEO der SOFORT AG, Anbieter von SOFORT Überweisung.
Die Studie läuft noch bis zum 17. August 2014. Die endgültigen Ergebnisse der Befragung werden im September 2014 veröffentlicht. Händler profitieren durch die Teilnahme an der Umfrage, da durch die Befragung ein aktueller Überblick über die Kostenentwicklungen im Bereich der Bezahlverfahren entsteht. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Auswertung kostenlos zur Verfügung gestellt und können Online-Händlern dann unter anderem dazu dienen, Entscheidungen über den Einsatz von Bezahlverfahren zu fundieren.
Hier geht es zur Umfrage: www.ibi.de/zvkosten