Nachdem Google gegen die beiden großen Blogvermarkter Teliad und Rankseller Penaltys verhängt hat, ist der Aufruhr unter den Webmastern groß. Ist die Einnahmequelle Backlink-Verkauf damit am Ende? Ist das Risiko zu groß geworden, selbst Penaltys zu kassieren? Eine Analyse.
Der Verkauf von Backlinks zählt bei vielen Bloggern und anderen Website-Betreibern zu den wichtigsten Einnahmequellen. Unabhängig von Klick- und Besucherzahlen garantiert der Backlinkverkauf sichere Einnahmen. Doch die Verunsicherung ist inzwischen groß. Nachdem Google bereits mehrfach angekündigt hatte, gegen den Backlink-Handel vorzugehen, hat der Suchmaschinenriese jetzt Ernst gemacht.
Öffentlichkeitswirksam hat Google die Vermarkter Teliad* (jetzt SeedingUp) und Rankseller* abgestraft und die SERP-Platzierungen der Unternehmen herabgestuft. Die beiden Unternehmen bemühten sich daraufhin schnell klarzustellen, dass der Penalty lediglich sie selbst beträfe – nicht aber die registrierten Mitglieder, die die Portale nutzen, um Backlinks zu kaufen oder verkaufen.
Sind nur Teliad und Rankseller von den Penaltys betroffen?
Tatsächlich aber bekamen am 17. August nicht nur Teliad und Rankseller blaue Briefe in die Google Webmaster Zentrale zugestellt, sondern auch tausende Website-Betreiber. Google habe ein „Muster mit künstlichen oder unnatürlichen Links“ erkannt und eine „manuelle Spam-Maßnahme“ eingeleitet. Die Folge: Bis zur Behebung und der Freigabe nach einer erneuten Freigabe, verliert die entsprechende Domain dramatisch an Sichtbarkeit bei Google. Was sich wiederum in deutlich sinkenden Traffic-Zahlen bemerkbar macht.
Wie spürt Google Backlink-Verkäufer auf?
Für alle betroffenen Website-Betreiber stellen sich jetzt natürlich mehrere Fragen: Wie ist Google auf mich aufmerksam geworden? Ist es wirtschaftlich noch zu verantworten, Backlinks zu verkaufen? Gerade in dem Zusammenhang, dass ein Penalty schweren Schaden für eine betroffene Domain bedeutet? Wie Google auf die betroffenen Websites aufmerksam geworden ist, weiß natürlich nur der Suchmaschinenriese selbst. Und er wird es uns garantiert nicht verraten! Möglich sind verschiedene Varianten.
- Der Google Algorithmus hat tatsächlich Auffälligkeiten gefunden. Zum Beispiel Dofollow-Links Links mit identischen Ankertexten auf diversen Websites, die immer zu ein- und demselben Ziel führen.
- Google hat unterschiedliche Dofollow-Links auf der ganzen Website in der Sitebar oder im Footer gefunden, die keinen inhaltlichen Bezug zu Seite haben.
- Google sind Kundenlisten von Teliad, Rankseller oder anderen Blogvermarktern in die Hände gefallen.
Alle drei Varianten sind möglich. Wobei die letzte Variante unwahrscheinlich wäre, weil dann die halbe Blogger- und News-Portal-Branche Penaltys bekommen hätte. Die Variante zwei ist hingegen wahrscheinlicher, würde dann aber nicht Teliad-Nutzer betreffen, sondern Mitglieder von Buywords* und Backlinkseller*, die es mit der Einnahmeoptimierung etwas übertrieben haben. Bei beiden Textlinkbörsen werden die Links nämlich vornehmlich in der Sidebar platziert. Die Backlink-Verkäufer können dabei angeben, welche inhaltlichen Kategorien seine eigene Website abdeckt. Wer einfach alle anklickt und anschließend auf seinem Reise-Blog zu Fliesenlegern, Astrologen und Scheidungsanwälten verlinkt, muss sich nicht wundern, wenn Google misstrauisch wird.
Bei Teliad, Rankseller und vergleichbaren Anbietern wie Ranksider* und Domain Boosting* ist die Gefahr, von Google entdeckt zu werden, hingegen weniger hoch. Hier werden die Backlinks schließlich im redaktionellen Umfeld platziert. Die Kommunikation findet direkt zwischen Publisher und Advertiser statt. Trotzdem lauern auch hier Gefahren.
- Wer Artikelaufträge mit Backlinksetzung annimmt, die thematisch nicht zur eigenen Website passen, macht damit Google möglicherweise auf sich aufmerksam.
- Wenn auf einem Blog standardmäßig alle externen Links auf „nofollow“ stehen, aber einige wenige auf „dofollow“ (Standard bei Backlinkverkäufen), ist das sehr verdächtig.
- Wenn die Advertiser dutzende Aufträge an Blogs mit identischen Ankertexten und Landing Pages vergeben, machen sie es Google leicht, ein Muster zu entdecken und das Linknetzwerk aufzuspüren. Publisher müssen also darauf hoffen, dass ihre Auftraggeber professionell arbeiten und die Aufträge variieren.
Stirbt der Backlink-Handel aus?
Bleibt die Frage zu klären, ob der Linkverkauf tatsächlich noch eine sichere und empfehlenswerte Einnahmequelle ist. Faktisch wird Google den Backlinkhandel nur dann endgültig beseitigen können, wenn die Backlinks kein Ranking-Faktor mehr sind. Bis dahin ist es für Google unmöglich, jeden gekauften Link zu identifizieren, wenn Publisher und Advertiser direkt miteinander kommunizieren und mit den Ankertexten vorsichtig sind. Allerdings ist die Luft inzwischen deutlich dünner geworden. Wer wahllos Aufträge annimmt, Website-Plätze für themenfremde Links reserviert und sich nicht um sein Linkprofil schert, wird garantiert Penaltys kassieren. Am Ende ist der Backlink-Verkauf damit zwar nicht, aber seine Blütezeit dürfte fürs erste Geschichte sein.
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