Amazon senkt ab dem 1. Oktober die prozentuale Vergütung für seine Affiliates. Zudem gehört die volumenabhängige Vergütung der Vergangenheit an. Dafür kippt Amazon die Grenze von maximal 10 Euro Provision pro Artikel. Lesen Sie, wer von den Neuerungen profitiert, und welche Affiliates mit sinkenden Einnahmen rechnen müssen.
Der heutige Blick ins Postfach beschert Affiliates eine Mail von Amazon, in der der Konzern auf Änderungen der Teilnahmebedingungen beim Partnerprogramm hinweist. Diese Mail sollten Sie unbedingt lesen, denn dahinter stecken keine Lappalien wie neue Formulierungen oder ein neuer Passus. Stattdessen weist Amazon darauf hin, dass ab dem 1. Oktober ein neues Provisions-Modell für das Partnerprogramm gilt. Und die Neuerungen haben es wahrlich in sich!
Bislang hat Amazon für die meisten Kategorien ein volumenabhängiges Provisions-Modell (offizielle Bezeichnung: Werbekostenerstattung) vorgesehen. So bekamen Affiliates, die pro Monat den Verkauf von maximal 20 Produkten vermittelt haben, eine Provision von 5 Prozent. Diese Provision stieg sukzessive an, je mehr Produkte vermittelt wurden. So betrug die Provision für Top-Affiliates (30.001 aufwärts) 9 Prozent. Dieses volumenabhängige Provisionsmodell ist ab dem 1. Oktober Vergangenheit. Ab dann gelten fixe Werbekostenerstattungssätze, die wie folgt aussehen.
Produktkategorie | Feste Werbekostenerstattungssätze |
Fernseher, Smartphones & Tablets ohne Vertragsbindung, PS4-Konsolen |
1,0% |
Computer, Elektronik und Foto, Elektro-Großgeräte | 3,0% |
Software, Musik, DVD, Games, Baumarkt, Spielzeug, Küche & Haushaltswaren, Sport & Freizeit |
5,0% |
Amazon Geschenkgutscheine | 6,0% |
Bücher, Auto und Motorrad, Home, Garten & Freizeit, Musikinstrumente & DJ, Bürobedarf, Baby, Parfümerie & Kosmetik, Lebensmittel & Getränke, Drogerie & Bad, Drogerie & Bad – Elektrogeräte und Zubehör, Haustier |
7,0% |
Bekleidung, Schmuck, Gepäck, Schuhe, Uhren, digitale Produkte (eBooks*, Musik, Video, Software, Spiele, Apps), Kindle-Produkte, BuyVIP- Produkte |
10,0% |
Alle übrigen Produkte | 7,0% |
Die Vergütung ist also ab sofort für alle Affiliates identisch. Egal, ob sie zehn Produkte zum Verkauf vermitteln oder 1.000.
Amazon kippt die Maximal-Provision von 10 Euro pro Artikel
Die teilweise extremen Senkungen werden bei vielen Affiliates einen mittelgroßen Schock auslösen. So rauscht schließlich die Provision für Fernseher von maximal 9 Prozent auf 1 Prozent in den Keller. Doch Amazon will dies dadurch ausgleichen, dass die derzeitige Grenze von maximal 10 Euro Provision pro Artikel aufgehoben wird. Die bisherigen Vergütungssätze im Provisions-Modell sahen nämlich bislang vor, dass pro Artikel maximal 10 Euro Provision fließen. Also auch für einen Fernseher für 2.000 bei einem Vergütungssatz zwischen 5 und 9,5 Prozent. Für Affiliates heißt es jetzt also: Rechenschieber herausholen und nachrechnen, ob sich die Änderungen positiv oder negativ auswirken.
Wer profitiert von den Neuerungen?
Die Kappung der Grenze von maximal 10 Euro pro Artikel hätte im alten Vergütungssatz die Provisionen für Affiliates explodieren lassen. Bei den neuen Sätzen hingegen wird es vielen Affiliates hingegen schwerfallen, diese 10 Euro überhaupt zu erreichen. Schaut man sich das Provisionsmodell einmal genauer an, fällt auf, dass sich vor allem Affiliates freuen können, die beispielsweise hochpreisige Modeartikel, Schmuck oder Elektrogeräte bewerben. Hier liegt die neue Provisionsstufe bei 7 beziehungsweise 10 Prozent. So hätte der Verkauf eines Rings für 600 Euro bislang 10 Euro Provision gebracht. Jetzt beträgt die Provision stolze 60 Euro. Auch das Bewerben von Elektrogeräten (keine Elektrogroßgeräte!) wird sich künftig deutlich mehr lohnen. Da hier die Preise pro Gerät im Schnitt über 300 Euro liegen dürften, macht sich die Aufhebung der 10 Euro-Grenze positiv bemerkbar.
Für wen bedeuten die neuen Vergütungssätze sinkende Einnahmen?
Mit Sicherheit für einen Großteil der professionellen Affiliate-Websites. Diese konnten aufgrund der hohen Anzahl der Verkäufe bislang mit einer Provision zwischen 6 und 8 Prozent kalkulieren. Die Aufhebung der 10 Euro – Grenze ist für sie in der Theorie zwar positiv, in der Praxis aber nutzlos. Diese 10 Euro pro Artikel lassen sich nämlich nur noch sehr schwer erreichen. Ein Beispiel: Wurde bislang der Verkauf eines Fernsehers vermittelt, lag die Provision schon dann bei 10 Euro, wenn dieser 200 Euro kostete (Mindest-Vergütungssatz: 5 Prozent). Jetzt muss der Fernseher 1.000 Euro kosten, um diese 10 Euro zu erreichen! Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sich Affiliates, die Fernseher, Smartphones & Tablets ohne Vertragsbindung oder PS4-Konsolen bewerben, nach neuen Affiliate-Programmen umschauen werden, die mehr bieten als eine Provision von 1 Prozent!
Warum ändert Amazon das Provisions-Modell?
Ganz klar: Um Kosten zu senken. Bislang war das Partnerprogramm für Affiliates extrem lukrativ, da beispielsweise bei einem Vergütungssatz von 7 Prozent schon der Verkauf eines Produktes für 143 Euro 10 Euro Provision brachte. Dies hat das Partnerprogramm für Produkte im Bereich zwischen 75 und 200 Euro extrem attraktiv gemacht. Amazon nutzte sein ungewöhnliches spendables Partnerprogramm, um in ausgewählten Kategorien schnell Marktanteile zu gewinnen. Inzwischen wurden hier offenbar die internen Ziele erreicht, und Amazon kann sein Partner-Netzwerk etwas ausdünnen. In den Kategorien Bekleidung, Schmuck und Uhren hingegen sind die geänderten Werbekosten-Bedingungen für Affiliates sehr positiv. Hier ist Amazon offenbar mit der eigenen Marktstellung noch nicht zufrieden und will mit Hilfe bestehender und neuer Affiliates weiter wachsen.