Wenn die Zahl säumiger Kunden steigt, ist das für einen Shopbetreiber gleich doppelt bitter. Zum einen bindet das Forderungsmanagement personelle Ressourcen, zum anderen können die offenen Forderungen zu Liquiditätsengpässen führen. Doch all das lässt sich mit etwas externer Hilfe verhindern.
Der Kauf auf Rechnung ist die beliebteste Zahlungsart der Deutschen im Online-Handel. Das belegen auch aktuelle Zahlen der EHI-Studie „Online-Payment 2016“. Wer seine Kunden aus Angst vor Zahlungsausfällen grundsätzlich nur gegen Vorkasse oder Kreditkartenzahlung beliefert, schließt damit einen hohen Prozentsatz potenzieller Käufer aus. Schließlich bedeuten eine Zahlung im Voraus und die Abgabe persönlicher Daten für einen Käufer einen immensen Vertrauensvorschuss, den er Ihnen entgegen bringen muss.
Das Dilemma für einen Online-Händler liegt deshalb auf der Hand: Möchte ich für mehr Umsatz durch kundenfreundliche Zahlungsarten sorgen, steigt auch mein Risiko von Zahlungsausfällen. Was also machen? Auf misstrauische, potenzielle Kunden verzichten, oder riskieren, dass man sich auch Käufer einhandelt, die es mit dem Bezahlen nicht so genau nehmen? Wie wäre es denn einfach damit: Sie bieten den Kauf auf Rechnung an, ohne Zahlungsausfälle zu riskieren. Genau das machen Finanzdienstleister möglich.
Schonung von Ressourcen
Wenn man als Shopbetreiber mit einem Finanzdienstleister zusammenarbeiten will, bieten sich einem verschiedenste Möglichkeiten, wie weit diese Kooperation greifen soll. Die kleinste Lösung besteht darin, Teile des Forderungsmanagements an einen solchen Dienstleister zu übergeben.
Konkret könnte ein solcher Fall wie folgt aussehen: Sie verkaufen einem Neukunden Waren mit einem Zahlungsziel. Die Frist lässt der Kunde verstreichen und reagiert auch nicht auf eine Zahlungserinnerung. Statt sich selbst um das dann obligatorische Mahnwesen mit eventuell nötigem gerichtlichem Mahnbescheid zu kümmern, geben Sie den Fall an einen Finanzdienstleister einfach weiter.
Dieser Service bedeutet für Sie kein Risiko, denn viele Finanzdienstleister lassen sich ihre Kosten für das Inkasso ausschließlich von den Schuldnern durch Gebühren bezahlen. Ist das Inkasso erfolgreich, bekommen Sie Ihr Geld ohne Abschläge zurück. Ist das Inkasso nicht erfolgreich, müssen Sie Ihre Forderung abschreiben, Trotzdem ist dieses Modell attraktiv, denn der Finanzdienstleister ist natürlich bestrebt, Ihre Forderung erfolgreich einzutreiben, da auch er sonst leer ausgeht.
Zudem sind solche Unternehmen im Bereich Forderungsmanagement deutlich besser aufgestellt als ein Online-Shop. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen haben häufig nicht die Kapazitäten, um wirtschaftliche Forderungen einzutreiben. Automatisch Termine setzen, Zahlungseingänge täglich überprüfen, Fristen wahren und Forderungen eventuell gerichtlich einklagen: All das bindet Ressourcen, kostet Zeit, Geld und Kraft.
Direkte Übergabe der Daten
Doch wie funktioniert eine solche Zusammenarbeit in der Praxis? Deutlich einfacher, als Sie vielleicht denken! Bei vielen Finanzdienstleistern können Sie sich online ohne jedwede Verpflichtung als Kunde registrieren und ab der Freischaltung Forderungen über ein Webformular direkt an das Inkassounternehmen übergeben. Die Ersteinrichtung ist teils mit einmaligen Kosten verbunden, teilweise komplett kostenlos. Entsprechende Angebote finden Sie zum Beispiel bei Mediafinanz, PNO Inkasso, We collect, Accreditas, Domnowski Payments und bei vielen weiteren Dienstleistern.
Bei einigen Anbietern müssen Sie sich noch nicht einmal auf deren Webseite einloggen, um einen lnkassolauf zu starten: Mittels entsprechender Schnittstellen können Sie Ihrer Shopsoftware direkt per Klick entsprechende Aufträge erteilen. Einfacher geht’s nicht!
Nehmen wir als Beispiel PNO Inkasso: Betreiber von Magento-Shops können sich über die Plattform Magento Connect kostenlos ein PNO-Inkasso-Modul für ihren Shop herunterladen. Nach der Installation können Forderungen ganz einfach manuell oder automatisiert übergeben werden.
Bei der manuellen Übergabe markiert der Webseller in der Rechnungsübersicht eine oder mehrere ausstehende Rechnungen, die per Klick auf den „Inkasso“-Button an PNO übergeben werden. Während sich in der Administrationsoberfläche manuell festlegen lässt, zu welchem Zeitpunkt die Übergabe an PNO geschehen soll, erfolgt bei der automatisierten Task eine regelmäßige Überprüfung, ob und wie viele Rechnungen noch offen sind und an PNO übergeben werden sollen. Den aktuellen Stand kann der Händler jederzeit in seinem persönlichen, Mandanten-Bereich einsehen.
Entwickelt wurde das Modul zusammen mit der symmetrics GmbH. „Das Inkasso-Modul füllt eine Lücke in Magento“, so Alexander Schaschin, Geschäftsführer von symmetrics. „Jetzt können Händler ihre Onlineshops endlich auch mit einem lnkasso-Service ausstatten. Erst das ermöglicht einen vollständigen Workflow.“
Alternativ zur Übergabe von Forderungen an Finanzdienstleister, damit diese das Geld eintreiben, können Sie Ihre Rechnungen auch an sogenannte Factoring-Anbieter verkaufen. Hier lesen Sie, wer Factoring für mittelständische Unternehmen anbietet.
Bonität überprüfen
Nur das Inkasso und eventuell noch Mahnläufe an einen externen Dienstleister outzusourcen ist eine Möglichkeit, die Ressourcen im eigenen Unternehmen zu schonen und Zahlungsausfälle so weit wie möglich zu reduzieren. Die Zusammenarbeit mit einem Finanzdienstleister kann aber noch viel weiter gehen. So können Sie beispielsweise mithilfe der Unternehmen bei der Registrierung eines Neukunden in Sekundenschnelle dessen Daten bei Auskunfteien überprüfen lassen, um so einschätzen zu können, welche Zahlungsart dem Kunden angeboten werden kann.
Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Man minimiert das Risiko von Forderungsausfällen, indem man seine Kunden schon vor dem Vertragsabschluss unter die Lupe nimmt. Dazu wird das Shopsystem mit den Servern der Dienstleister vernetzt, um in Echtzeit zu überprüfen, ob die Adressdaten des Kunden, die er bereits am Anfang des Bestellvorgangs eingegeben hat, verifiziert werden können.
Sämtliche gängigen Shop-Softwarelösungen sind für solche Vernetzungen bereits voreingestellt, große technische Änderungen muss man also nicht befürchten. Auf Wunsch kann auch in Sekundenbruchteilen eine Bonitätsprüfung vorgenommen werden. Automatisch wird anhand der Daten von Auskunfteien die Zahlungsvergangenheit des Kunden unter die Lupe genommen.
Auch wenn hier keine negativen Eintragungen zu finden sind, bedeutet das noch nicht, dass eine Zahlung auf Rechnung gefahrlos angeboten werden könnte. Hierzu können Webseller dann noch einen Scorewert abfragen. Dieser basiert auf soziodemografischen und mikrogeografischen Daten, wie beispielsweise dem Wohnumfeld. Als Ergebnis erhalten Sie automatisch eine statistische Ausfallwahrscheinlichkeit.
Das alles geschieht ohne Verzögerung in Echtzeit – der Kunde bekommt von den Prüfungen nichts mit. Anhand dieser Daten können Sie dann bestimmen, welche Zahlungsarten Sie dem Kunden anbieten möchten. Solche Bonitätsprüfungen bieten im Übrigen fast alle Finanzdienstleister an.
Preise lassen sich pauschal allerdings leider nicht beziffern, da die Anbieter auf individuelle Absprachen mit jedem einzelnen Shopbetreiber verweisen.
Schutz vor Ausfällen
Die beiden bisher vorgestellten Varianten sorgen in Kombination dafür, das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren und das eigene Unternehmen durch das Auslagern des zeitaufwändigen Forderungsmanagements zu entlasten. Hundertprozentigen Schutz bieten sie aber natürlich nicht: Eine Bonitätsauskunft ist schließlich nur ein Indiz dafür, ob ein Kunde eine Rechnung auch tatsächlich bezahlen wird. Und die Weitergabe von Forderungen an ein Inkassounternehmen ist nicht gleichbedeutend damit, dass man den Betrag auch tatsächlich bekommt.
Wer seinen Kunden einen Rechnungskauf anbieten und dabei jegliches Risiko für den eigenen Shop ausschließen will, muss deshalb zu einer anderen Lösung greifen. Auch einen kompletten Schutz vor Zahlungsausfällen bei Rechnungskäufen bieten viele Finanzdienstleister an. Dazugehören beispielsweise Klarna, Paymorrow, Billpay und inzwischen auch PayPal mit PayPal Plus.
Bei diesen beiden vorgestellten Lösungen geben Sie das Risiko von Zahlungsausfällen komplett an den Finanzdienstleister ab und entlasten sich vom zeit- und geldaufwändigen Mahn- und lnkassowesen.
Trotzdem müssen Sie sich auch weiterhin um das Thema ePayment kümmern, schließlich bieten Sie die sicheren und kundenfreundlichen Zahlungsarten neben Ihren weiteren Varianten als zusätzliche Option an. Ob Kreditkartenzahlungen, Vorkasse oder Transaktionen via PayPal oder Sofortüberweisung: Nach wie vor heißt es: Zahlungseingänge manuell überprüfen, Lieferungen veranlassen, Gutschriften bei Retouren erteilen und vieles mehr. Zudem müssen Sie die Auflistungen und Rechnungen jedes einzelnen Payment-Partners kontrollieren und im Auge behalten.
Wenn Sie sich auch davon befreien möchten, bieten Ihnen einige Dienstleister sogar noch ein größeres Paket an – nämlich die komplette Übernahme der ePayment-Logistik. Hier arbeiten Sie nur mit einem Finanzdienstleister zusammen, der sämtliche Zahlungsarten für Sie abwickelt. Nehmen wir als Beispiel Expercash: Der Dienstleister bietet alle gängigen Bezahlarten aus einer Hand an: elektronische Lastschrift, Kreditkarten, Kauf auf Rechnung, Nachnahme, Vorauskasse und verschiedene e-Payment-Verfahren.
Das komplette Debitoren- und Forderungsmanagement lässt sich auf diesem Wege outsourcen und gleichzeitig sicherstellen, dass jedem Kunden sein „Lieblings-Bezahlverfahren“ zur Verfügung steht. Ähnliche Angebote finden sich natürlich auch bei vielen anderen Finanzdienstleistern.
Welche Kosten Sie für solche Services einrechnen müssen, lässt sich auch hier nicht pauschal beziffern und ist vom Einzelfall abhängig.
Anbieter prüfen
Um einen Rechnungskauf anzubieten, müssen Sie nicht unbedingt ein höheres Risiko in Kauf nehmen, denn mit Finanzdienstleistern lässt sich der Umsatz steigern, ohne Gefahr zu laufen, von Zahlungsausfällen in Schwierigkeiten gebracht zu werden.
Für Online-Händler, die um Neukunden werben wollen, ist dieser Weg sehr attraktiv. Die Frage ist nur, wie umfangreich das Paket sein soll, das die Anbieter für Sie schnüren und welche Kosten die Marge erlaubt.