Bestellen, ausgiebig nutzen und anschließend retournieren. Das so genannte Wardrobing verursacht im Handel einen immensen Schaden. Ein Anbieter für Ladendiebstahlschutz verspricht Onlinehändlern jetzt einen wirksamen Schutz.
Einen Smoking für viele Hundert Euro kaufen, wenn man ihn doch nur ein einziges Mal anzieht? Das Geld kann man sich doch ganz leicht sparen. Man kauft die hochwertigen Kleidungsstücke kurz vor dem Galadinner bei einem Onlinehändler, glänzt an dem festlichen Abend mit einem schicken neuen Smoking und schickt das getragene Stück anschließend im Rahmen des 14tägigen Widerrufsrechts wieder an den Händler zurück. So kostet einen die festliche Garderobe keinen einzigen Cent!
Was nach einem cleveren Spartipp für Schnäppchenjäger klingt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als Rückgabebetrug. Zwar erlaubt es das Widerrufsrecht, die meisten im Versand- und Onlinehandel gekauften Waren innerhalb von 14 Tagen zu prüfen und zu testen und gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zurückzuschicken, doch das bedeutet keinen Freibrief, Waren wissentlich mit dem Vorsatz zu bestellen, sie im Alltag ausgiebig kostenlos zu nutzen und anschließend wieder zurückzuschicken.
Was bedeutet Wardrobing?
Diese Betrugsmasche nennt sich Wardrobing, abgeleitet vom englischen Begriff Wardrobe (Kleiderschrank). Wardrobing verursacht im Onlinehandel großen Schaden. So bleiben die Händler nicht nur auf den Versandkosten sitzen, sondern müssen die Ware auch nach der Retoure wieder aufbereiten, gegebenenfalls reinigen und neu verpacken. Teilweise kann die retournierte Kleidung trotz aller Bemühungen nicht mehr als Neuware verkauft werden und muss mit hohen Preisabschlägen angeboten oder sogar komplett entsorgt werden. Experten schätzen die Schadenssumme durch Wardrobing allein für den deutschen Onlinehandel auf 400 Mio. Euro pro Jahr.
Das Problem der Onlinehändler: Sie haben kaum eine Handhabe gegen die Rückgabebetrüger. Wie sollen sie den Kunden nachweisen, dass diese die Ware nie wirklich kaufen wollten und die Kleidung ausgiebig getragen und nicht nur kurz anprobiert haben? In der Praxis ist kaum möglich.
Jetzt verspricht ein Anbieter für Ladendiebstahlschutz eine Warensicherung auch für den Online Handel, durch den Wardrobing wirksam bekämpft werden kann: die so genannten Seal-Tags. Seal-Tags sind deutlich sichtbare Sicherungssiegel, die auf der Kleidung angebracht werden.
Seal-Tags sollen Wardrobing unattraktiv machen
Entwickelt wurden diese Seal-Tags in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Kaufhauskette Bloomingdale’s. In den Filialen des Retailers werden die Seal-Tags schon seit einigen Jahren erfolgreich eingesetzt. Das Prinzip: Kunden dürfen die gekaufte Kleidung nur dann umtauschen und zurückgeben, wenn das Seal-Tag noch unversehrt ist. Damit haben Wardrober ein Problem: Hat man das Seal-Tag einmal entfernt, lässt es sich nicht wieder anbringen. Also kann man das festliche Abendkleid in der Öffentlichkeit nur inklusive auffälligem Sicherungssiegel tragen – und das will natürlich niemand.
Mit diesen Seal-Tags können jetzt auch Onlinehändler ihre Ware schützen. Diese werden an die Kleidung gechipt und der Bestellung ein Hinweiskärtchen zur Erläuterung beigelegt. Ist sich der Kunde sicher, dass er die Kleidung behalten will, entfernt er das Siegel mit einem Handgriff.
Seal-Tags schrecken Rückgabebetrüger ab
Nur gibt es zwischen Online- und stationärem Handel einen rechtlichen Unterschied: Im stationären Handel hat der Kunde keinen Rechtsanspruch auf Rückgabe oder Umtausch. Das bieten die Händler lediglich aus Kulanz an. Im Onlinehandel gilt jedoch ein gesetzliches Widerrufsrecht, das Händler nicht aushebeln dürfen – auch nicht mit einem Sicherungssiegel an Kleidungsstücken.
Das bedeutet in der Praxis: Auch mit entferntem Sicherungssiegel dürfen Online-Kunden rein rechtlich gesehen Ware zurückschicken und ihr Geld zurückfordern. Lediglich einen Wertersatz könnten die Händler geltend machen – dafür, ein neues Siegel anbringen zu müssen.
Trotzdem bieten die Seal-Tags auch im Onlinehandel die Möglichkeit, die Schäden durch Wardrobing drastisch zu reduzieren. Die Wirkung ist hierbei jedoch eher psychologischer Natur. Kunden, die solch einen Rückgabebetrug geplant hatten, bekommen aufgezeigt, dass dieser Händler das Wardrobing nicht einfach hinnimmt und sie eventuell Probleme bekommen könnten, den Kaufpreis in voller Höhe erstattet zu bekommen. Das schreckt ab!
Für alle übrigen Kunden ändert sich durch die Seal-Tags nichts. Passt das bestellte Kleid nicht, wird es inklusive Siegel zurückgeschickt. Will man es behalten, entfernt man das Siegel mit einem Handgriff. So sind alle zufrieden – bis auf die Wardrober!