Nach einer Regelstudienzeit von drei Jahren hat man den Bachelor in der Tasche. Viele Absolventen entscheiden sich dafür, noch für weitere zwei Jahre an der Universität zu bleiben, um einen Master dranzuhängen. Die Hoffnung: Mit dem Masterabschluss fällt das Gehalt höher aus als mit dem Bachelor. Stimmt das wirklich? Wir zeigen, wie der Gehaltsunterschied zwischen den beiden Abschlüssen wirklich aussieht. Außerdem gehen wir darauf ein, welche weiteren Faktoren über das spätere Gehalt entscheiden.
Wie unterscheiden sich Bachelor und Master voneinander?
Ist die Entscheidung für ein Studium gefallen, müssen Akademiker seit der 1999 unterzeichneten Bologna-Erklärung zwischen Bachelor- und Master-Studium wählen. Im Vergleich zu den früheren Abschlüssen Diplom und Magister können Studierende bereits nach sechs bis acht Semestern einen Abschluss erhalten. Möchte man sein Fachwissen weiter ausbauen, kann im Anschluss ans Bachelor-Studium der Master-Abschluss gemacht werden. Indem das Fachwissen vertieft wird und man einen zusätzlichen akademischen Titel erwirbt, ebnet man sich den Weg für höhere Positionen in der Arbeitswelt. Mehr Verantwortung, ein höheres Gehalt, eine steilere Karriere – das sind die Dinge, die Master-Studenten am häufigsten nennen, fragt man sie, warum sie noch vier weitere Semester studieren. Aber stimmt es wirklich, dass man mit einem Master-Abschluss ein höheres Gehalt bekommt?
So sehen die Einstiegsgehälter für Bachelor und Master aus
In einigen Branchen kann es sich tatsächlich lohnen, einen international anerkannten Master-Abschluss zu erwerben. Auch wer bereits mit den Studienplänen abgeschlossen hat, hat die Möglichkeit, sein Gehalt positiv zu beeinflussen. Steht man bereits mit beiden Beinen im Berufsleben, kann ein berufsbegleitender Master positiv für die Karriere auswirken.
Zwar verlassen Bachelor-Absolventen die Universität früher und starten damit auch vorher ins Berufsleben, doch in vielen Fällen werden sie in puncto Gehalt von ihren Berufskollegen mit Master-Abschluss überholt. Daran ändert oftmals auch eine zunehmende Berufserfahrung nichts. Im Gegenteil – mit zunehmender Berufserfahrung werden die Gehaltsunterschiede in der Regel deutlicher sichtbar. Während ein Bachelor-Absolvent nach einer drei- bis sechsjährigen Berufserfahrung ein durchschnittliches Jahresgehalt von 44.800 Euro bekommt, erzielt der Master-Absolvent ohne Berufserfahrung im Schnitt ein Einstiegsgehalt von 52.000 Euro pro Jahr.
Wie StepStone im Gehaltsreport von 2019 offenlegt, hängt die Höhe des Gehaltsunterschieds zwischen Bachelor und Master auch vom Berufsfeld ab. Nachfolgende Aufstellung zeigt, wie groß die Unterschiede in einzelnen Berufsfeldern sein können.
- Finanz- und Rechnungswesen
Gehalt mit Bachelor-Abschluss: 43.014 Euro
Gehalt mit Master-Abschluss: 49.018 Euro
- Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik
Gehalt mit Bachelor-Abschluss: 39.993 Euro
Gehalt mit Master-Abschluss: 46.795 Euro
- Ingenieurwesen
Gehalt mit Bachelor-Abschluss: 47.013 Euro
Gehalt mit Master-Abschluss: 50.611 Euro
- Design und Architektur
Gehalt mit Bachelor-Abschluss: 34.823 Euro
Gehalt mit Master-Abschluss: 44.292 Euro
Welche Studiengänge lohnen sich finanziell am meisten?
Noch immer sind es Hochschulabsolventen der so genannten MINT-Berufe, die auf dem Arbeitsmarkt als begehrt gelten. Besonders gefragt sind Akademiker, die einen Studiengang der folgenden Fachrichtung belegt haben:
- Mathematik
- Informatik
- Naturwissenschaft
- Technik
Geht es um das höchste Einstiegsgehalt, haben Juristen und Informatiker die Nase vorne – dicht gefolgt von Ingenieuren und Medizinern. Zu den Absolventen mit dem niedrigsten Einstiegsgehalt gehören Architekten, Geisteswissenschaftler und Pädagogen. Je nach Studienrichtung ergibt sich folgendes jährliches Durchschnittsgehalt:
- Studium der Medizin: 51.703 Euro
- Studium des Wirtschaftsingenieurwesens: 49.806 Euro
- Studium der Rechtswissenschaften: 49.500 Euro
- Studium der Informatik: 49.500 Euro
- Studium der Ingenieurwissenschaften: 48.782 Euro
- Studium der Wirtschaftswissenschaften: 43.189 Euro
- Studium im Bereich Pharmazie/Lebensmittelchemie: 42.000 Euro
- Studium im Bereich Grafik/Design: 35.925 Euro
- Studium der Sprach- und Kulturwissenschaften: 35.181 Euro
Diese Faktoren entscheiden außerdem über das Gehalt
Die Gehaltsunterschiede von Berufseinsteigern hängen jedoch nicht nur vom akademischen Grad ab. So spielen zum Beispiel auch Unternehmensgröße und Branche eine Rolle. Wir zeigen, welche zentralen Einflussfaktoren es beim durchschnittlichen Jahresgehalt junger Akademiker gibt.
- Firmengröße:
Weltweit agierende Unternehmen zahlen in der Regel ein besseres Gehalt. Das trifft insbesondere in der Chemiebranche zu. Als Orientierung gilt: Je mehr Mitarbeiter ein Unternehmen hat und je größer dieses ist, umso höher fallen die Einstiegsgehälter von Hochschulabsolventen aus. So verdienen Hochschulabsolventen bei kleinen Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern zum Einstieg durchschnittlich etwa 36.000 Euro pro Jahr, bei Firmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern sind es rund 38.000 Euro. Top-Unternehmen mit bis zu 5.000 Mitarbeitern locken sogar mit einem Bruttogehalt von knapp 41.000 Euro pro Jahr. Grund dafür ist die deutlich höhere Wirtschaftskraft großer Konzerne. Davon abgesehen, sind größere Unternehmen häufiger an Tarifverträge gebunden, so dass bestimmte Löhne garantiert werden.
- Region:
Regionale Gehaltsunterschiede lassen sich ebenfalls ausfindig machen. Tendenziell ist das Gehalt in Westdeutschland höher als in Ostdeutschland. Selbst Jahrzehnte nach dem Mauerfall zeichnen sich Unterschiede bei den Gehältern von Berufseinsteigern ab. So liegt das durchschnittliche Jahresgehalt in Baden-Württemberg bei 46.780 Euro, in Bayern sind es 45.900 Euro. Dahingegen müssen sich Akademiker in Hessen mit 45.801 Euro begnügen. Im Osten Deutschlands werden die Unterschiede noch deutlicher: Berliner bekommen ein durchschnittliches Jahresgehalt von 40.219 Euro, Sachsen sogar nur 38.607 Euro.
- Studienfach:
Ebenfalls ein maßgebender Faktor ist das belegte Studienfach. Zu den Top-Verdienern gehören Master-Absolventen eines medizinischen oder naturwissenschaftlichen Fachbereichs. Auch Absolventen eines Wirtschaftsingenieurwesen-Studiums reihen sich in den Kreis der Besser-Verdiener ein.
Übrigens entscheidet nicht nur die Höhe des Jahresgehalts darüber, wo es am lukrativsten ist zu arbeiten. Fällt der Gehaltsbetrag nicht so hoch aus wie gewünscht, können Sonderkonditionen dennoch für eine ordentliche Kontosumme sorgen. Besonders beliebt sind Vertriebsprovisionen, Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld, aber auch nicht-monetäre Vorteile, zu denen beispielsweise ein Dienstwagen, ein Firmenhandy oder die Betriebliche Altersvorsorge zählen. Und letztendlich ist die Höhe des Verdienstes auch eine Frage des Verhandlungsgeschicks.
Fazit: Bachelor oder Master – Welcher Abschluss lohnt sich mehr?
Bei einem direkten Vergleich zwischen den Gehältern von Bachelor- und Master-Absolventen, zeigt sich, dass es sich lohnen kann, in Bildung zu investieren. Vor allem in Berufen, die mit einem vergleichsweise hohen Gehalt einhergehen, werden die Gehaltsunterschiede deutlich. Weniger signifikant sind diese dort, wo es generell eine schlechtere Vergütung gibt. In einigen Fällen macht es also durchaus Sinn, nach dem Bachelor-Studium zunächst einmal in die Berufswelt einzutauchen.
Merkt man später, dass man mit seinem Abschluss nicht weiterkommt, kann man immer noch einen berufsbegleitenden Master-Abschluss anstreben. Viele Arbeitgeber unterstützen diesen Schritt. Ob eine angepasste Arbeitszeitenregelung, Bildungsurlaub bzw. Sonderurlaub, eine jährliche Pauschale als finanzielle Unterstützung oder die Teil- bzw. Komplettfinanzierung des Studiums – es kann sich lohnen, den Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten.