Magento: Über 150.000 Händler weltweit setzen auf die Shopsoftware, die technisch und funktionell als einer der ausgereiftesten überhaupt gilt. Dank über 6.000 verfügbarer Extensions lässt sich die Lösung zudem noch flexibel erweitern. Ich stelle Ihnen in diesem Artikel die Open Source Shopsoftware ausführlich vor und erläutere, für wen Magento geeignet sein könnte – und für wen nicht!
Das Shopsystem Magento wurde ursprünglich vom kalifornischen Unternehmen Varien entwickelt, das 2001 gegründet wurde. Anfangs konzentrierte man sich auf Auftragsarbeiten für Online-Händler, für die kundenspezifische Lösungen entwickelt wurden. Der breiten Öffentlichkeit wurde Magento erst ein Begriff, als die gleichnamige Shopsoftware – Lösung 2008 mit einer GPL – Lizenz veröffentlicht und kostenlos zum Download angeboten wurde. Bereits die Ursprungsversion 1.0, die wie auch die aktuelle auf PHP basiert und auf MySQL als Datenbank setzt, fand aufgrund seines großen Funktionsumfangs eine riesige Anhängerschaft. Auch große Shopprojekte namhafter Unternehmen wurden und werden erfolgreich mit Magento umgesetzt. Ein Meilenstein in der Geschichte von Magento war 2011 die Übernahme durch eBay. Inzwischen ist Magento eine hundertprozentige Tochter von eBay. Trotz anderslautender Befürchtungen vieler Nutzer wurde jedoch bis heute daran festgehalten, eine kostenlose Open Source Programmversion anzubieten und weiterzuentwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- Versionen im Überblick
- Systemvoraussetzungen für einen Magento Shop
- Magento auf dem Webserver installieren
- Magento lokalisieren und einrichten
- Design auswählen und Shop individualisieren
- Artikel und Kategorien erstellen
- Mächtige Software
- Statistiken und Bestellmanagement
- Riesiger Marktplatz: Magento Connect
- Nichts für Einsteiger
Versionen im Überblick
Ebenso wie die anderen erfolgreichen Open Source E-Commerce – Lösungen finden Sie auch bei Magento mehrere unterschiedliche Programmversionen. Kostenlos angeboten wird die Community Edition, die unter Open Source Lizenz steht. Kostenpflichtig hingegen ist die Enterprise Edition, die vor allem für große Shopprojekte gedacht ist. Diese Tatsache allein beweist schon der Preis, der derzeit bei 15.550 US-Dollar liegt. Nicht einmalig, sondern pro Jahr wohlgemerkt! Trotz dieses immensen Preisunterschiedes sind die Unterschiede zwischen den Programmversionen gar nicht so gravierend, wie man annehmen könnte. Lediglich einige Zusatzfunktionen hält die Enterprise Edition bereit. Was aber viel wichtiger ist: Garantie, Gewährleistung und technischer Support ist den zahlenden Kunden vorbehalten. Zusätzlich zu der Community und der Enterprise Edition bietet Magento seit einiger Zeit mit „Magento Go“ auch eine Software as a Service (SaaS) – Mietshoplösung (ab 15 US-Dollar pro Monat) an, bei der sich der Kunde nicht um die Installation, das Hosting und die Wartung kümmern muss. Diese Lösung richtet sich vor allem an kleine und mittelgroße Shopprojekte. Leistungsmäßig ordnet sich diese Edition zwischen Community und Enterprise – Edition ein.
Systemvoraussetzungen für einen Magento Shop
Da wir Ihnen in dieser Artikelserie nur kostenlose Shoplösungen vorstellen möchten, beschränken wir uns auf die Open Source Variante Magento Community Edition. Die Software können Sie auf der Magento-Website (www.magentocommerce.com) kostenlos herunterladen. Installiert wird die Shopsoftware anschließend auf Ihrem Webserver. Zu den Systemvoraussetzungen findet man bei Magento nur spärliche Angaben, was sich dadurch erklärt, dass die Anforderungen von Shopprojekt zu Shopprojekt völlig unterschiedlich sind. Fest steht allerdings, dass für die Nutzung ein Apache- oder Nginx-Webserver sowie PHP ab Version 5.2.13 und MySQL ab Version 5.0.2 nötig sind. Theoretisch wäre ein Magento-Shop damit auch in einem gewöhnlichen Shared Hosting – Tarif lauffähig. Tatsächlich aber gelten insbesondere Magento – Installationen als extrem ressourcenaufwändig. Nicht umsonst bieten Shophoster für Magento entsprechende Pakete mit hoher CPU-Leistung, Arbeitsspeicher und CPU – Leistung an.
Magento auf dem Webserver installieren
Auf der Website von Magento wird die Community Edition als Softwarevariante für Entwickler und technikaffine Händler vorgestellt. Das unterscheidet Magento von anderen Anbietern, deren Open Source Softwarevarianten meist als Einstieg für kleine Online-Händler gedacht sind. Dass sich die Magento Community Edition nicht unbedingt an Startups ohne programmiertechnisches Vorwissen richtet, wird spätestens klar, wenn es um die Installation der Software geht. Theoretisch ist die Ersteinrichtung sehr simpel – Sie laden sich die entsprechenden Programmdaten herunter und anschließend per FTP auf Ihren Webserver. Dort wird Magento dann direkt installiert, wobei Sie ein Assistent durch alle nötigen Schritte führt. Ohne jegliches technisches Vorwissen wird Ihnen die Installation allerdings nicht gelingen. Auch deshalb, weil die komplette Installationsroutine nur in englischer Sprache verfügbar ist.
Magento lokalisieren und einrichten
Nachdem Sie Magento erfolgreich auf Ihrem Webserver installiert haben, können Sie sich per festgelegtem Benutzernamen und Passwort im Backend des Shops per Webbrowser einloggen. Ebenso wie Oxid, Shopware und Co. handelt es sich auch bei Magento um eine Shoplösung auf Web-CMS-Basis. Sie richten Ihren Shop direkt online ein und können von jedem Internetzugang aus auf den Administrationsbereich zugreifen. Wenn Sie sich im Backend Ihres Shops eingeloggt haben, bekommen Sie einen ersten Überblick über den Aufbau der Software – allerdings nur auf Englisch, denn das ist standardmäßig voreingestellt. Um die Benutzeroberfläche auf Deutsch umzustellen, muss das entsprechende Sprachpaket nachinstalliert werden. Sie finden das kostenlose Sprachpaket auf dem Marktplatz „Magento Connect“, auf den wir im Folgenden noch detaillierter eingehen werden. Ist die Installation des Moduls abgeschlossen, können Sie mit der Einrichtung los legen.
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Design auswählen und Shop individualisieren
In der Community Edition bringt Magento ein Standard – Template mit, das Sie durch eigene Bilder problemlos individualisieren können. Wer sich noch mehr kreative Möglichkeiten wünscht, findet im Internet und auf Magento Connect zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Designvorlagen – auch mobile Themes und Responsive Design – Vorlagen zählen dazu. Zudem können Sie natürlich eigene erstellen – das nötige Fachwissen vorausgesetzt. Fast noch wichtiger als das Design ist vor der Live-Schaltung Ihres Shops aber die Anpassung des Frontends an den deutschen Markt. Anders als beispielsweise Oxid eShop versteht sich Magento primär als internationale Lösung. Deutsche Eigenheiten wie beispielsweise explizite Vorgaben zum Widerrufsrecht oder auch die neue Button-Lösung fehlen in der Standardinstallation. Wer deshalb in Deutschland einen Magento-Shop nutzen will, sollte ihn zunächst an das deutsche Recht anpassen. Das geht entweder in aufwändiger Handarbeit, oder aber durch die Installation eines weiteren Zusatzmoduls. Hier finden Sie bei Magento Connect zahlreiche Lösungen – beispielsweise „Market Ready Germany by symmetrics & Trusted Shops“. Diese Modulsammlung passt Magento nicht nur an hiesige Vorgaben an, sondern sorgt auch für eine Vorzertifizierung des Shops durch Trusted Shops und ergänzt Schnittstellen zu Payment- und Usability – Dienstleistern.
Artikel und Kategorien erstellen
Erst nachdem Magento „ready for Germany“ ist, können Sie mit der tatsächlichen Shopeinrichtung starten. Dazu zählen beispielsweise die Auswahl von Versanddienstleistern und Versandoptionen und die Entscheidung, welche Zahlungsarten Sie anbieten wollen. Auch hier können Sie Schnittstellen zu sämtlichen Anbietern Ihrer Wahl ganz einfach nachrüsten. Anschließend geht es darum, Ihr Sortiment einzurichten. Dafür legen Sie Attributsets und die jeweiligen Produkte an – oder importieren die entsprechenden Daten. Verkaufen können Sie mit Magento alle nur erdenklichen Artikel. Download-Produkte ebenso, wie Produkte, die sich der Kunde im Shop selbst mit (mehreren) Scrolldown-Menüs zusammenstellen muss – zum Beispiel Komplett – PCs oder T-Shirts mit individuellem Druck.
Mächtige Software
Welch mächtige Shopsoftware Sie mit der Magento Community Edition vor sich haben, wird vermutlich erst klar, wenn man sich die Funktionen im Backend einmal genauer angeschaut hat. Hier finden sich nämlich viele Werkzeuge, die Sie bei anderen Lösungen entweder überhaupt nicht finden, oder die erst kostenpflichtig nachgerüstet werden müssten. So können Sie beispielsweise über die Oberfläche auch mehrere Shops auf einmal steuern – das bietet keine andere Community Edition. Bei der Produktpräsentation können Sie zudem aus dem Vollen schöpfen: Zoombare Bilder einfügen, Produktrezensionen einbinden und dort auch bereits Cross-Selling-Verknüpfungen erstellen. Ihre Kunden profitieren bei Ihrem Magento – Shop von zahlreichen Vorzügen. Sie können sich beispielsweise per E-Mail informieren lassen, falls ein Produkt wieder lieferbar ist, Produkteigenschaften per Tag-Cloud auswählen und nicht nur per statischem Filter. Sie können Ihnen einen Newsletter anbieten, Umfragen veröffentlichen, Gutscheincodes versenden, Preisaktionen für einen begrenzten Zeitraum festlegen, vergünstigte Produkt-Bundles schnüren und vieles mehr!
Statistiken und Bestellmanagement
Einen Shop, der mit der Magento Community Edition eingerichtet wurde, können Sie natürlich problemlos per Schnittstelle mit allen gängigen Warenwirtschaftsprogrammen verknüpfen und diese für den Live-Betrieb einsetzen. Alternativ können Sie aber auch die komplette Bestellabwicklung inklusive Lagerwirtschaft und den Einkauf über das Backend von Magento organisieren. Hier finden sich alle nötigen Werkzeuge. Zudem profitieren Sie bei Magento von zahlreichen Statistiken, die Aufschluss darüber geben, welche Produkte besonders nachgefragt sind und welcher Prozentsatz Ihrer Kunden kurz vor dem Kauf noch abspringt.
Riesiger Marktplatz: Magento Connect
Wie auch bei allen anderen Open Source Shop Software – Lösungen finden Sie auch bei Magento einen Marktplatz, auf dem kostenlose und kostenpflichtige Erweiterungen angeboten werden. Mit einem Unterschied allerdings: Das Angebot bei Magento Connect ist riesig. Weit über 6.000 Erweiterungen finden sich dort aktuell und täglich kommen neue Templates, Schnittstellen und Module hinzu. Aufgrund der hohen Verbreitung von Magento Shopsystemen gibt es faktisch keinen Drittanbieter, der seine Dienstleistungen nicht auch für Magento anbietet. Dank Magento Connect lässt sich der Funktionsumfang der Software beliebig erweitern.
Nichts für Einsteiger
Die Community Edition von Magento ist ohne Frage die umfangreichste und mächtigste Shopsoftware, die man völlig kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Allerdings ist die Lösung für viele Anwender schlichtweg überdimensioniert und überfordert sie. Ohne jegliche technischen Vorkenntnisse werden Sie große Schwierigkeiten haben, Ihren Shop erfolgreich zu installieren und einzurichten. Nicht umsonst werden viele Magento Shops nicht von den Händlern selbst eingerichtet und gepflegt, sondern von spezialisierten Dienstleistern. Wer mit einem kleinen Shopprojekt dennoch auf den Funktionsumfang von Magento nicht verzichten will, für den könnte Magento Go eine interessante Alternative sein.