Google lässt seinen Worten Taten folgen und sagt dem Backlinkverkauf den Kampf an. In einer groß angelegten Aktion wurden die beiden großen Backlink-Vermittler Rankseller und Teliad mit Penalties belegt. Zudem berichten Dutzende Publisher, die Backlinks auf ihrer Seite vermieten oder verkaufen, von „blauen Briefen“ in ihrem Google Webmaster Tools – Konto. Steht die lukrative Einnahmequelle Backlinkverkauf somit vor dem endgültigen Aus?
Wer derzeit die Unternehmen „Teliad“ oder „Rankseller“ googelt, bekommt auf der ersten SERP jede Menge Treffer angezeigt – nur nicht die Websites der jeweiligen Unternehmen. In SEO-Kreisen ist die Aufregung seitdem groß. Sind die beiden großen Blog- und Website-Vermarkter etwa aus dem Google-Index geflogen? Ganz so schlimm ist es nicht. Wer sich die Trefferseiten genauer anschaut, findet die Website von Teliad auf Seite 5, die von Rankseller auf Seite 3. Trotzdem: Irgendetwas muss passiert sein. Und was, das erklärt eine Veröffentlichung von Johannes Mehlem aus dem Search Quality Team von Google“. In seinem Google+ – Account heißt es:
„Im Rahmen unseres Bestrebens hohe Qualität und Relevanz für Suchergebnisse zu gewährleisten, haben wir Maßnahmen bezüglich Linkkauf und -verkauf für ein europäisches sowie ein deutsches Linknetzwerk eingeleitet.“
Bei den angesprochenen Linknetzwerken, die eigentlich gar keine Linknetzwerke, sondern eher Vermittler sind, handelt es sich offensichtlich um Teliad (firmiert inzwischen unter SeedingUp) und Rankseller. Doch was bedeutet das für die Publisher und Advertiser, die die Plattformen nutzen? Bei Rankseller heißt es:
“Nur bei ca. 1,5% unserer Advertiser und Publisher haben wir auffällige Bewegungen in den letzten 4 Wochen von Sichtbarkeitswerten, sowie der Anzahl an indizierten Seiten auf Google feststellen können. Insgesamt gibt es nur sehr geringe Auswirkungen für unsere Kunden. In Summe können wir also sagen, dass unsere Kunden keine negativen Auswirklungen erlitten haben.“
Ähnlich äußert man sich auch bei Teliad. In einer Pressemitteilung heißt es:
„Wir haben natürlich bereits intensiv unser Portfolio analysiert, inwiefern unsere Kunden mit ihren Angeboten und Buchungen betroffen sind. Lediglich bei ca. 1 % unserer Kunden haben wir signifikante Bewegungen von PageRank oder Sichtbarkeitswerten in beide Richtungen feststellen können. Insgesamt gibt es also nur sehr geringe Auswirkungen und in der Summe keine negativen für unsere Kunden.“
Also alles halb so schlimm? Keinesfalls, wenn man sich die Flut von Kommentaren in den Webmaster-Foren anschaut. Demnach haben nämlich etliche Publisher „blaue Briefe“ von Google erhalten. Wer im Dashboard der Google Webmaster-Tools folgenden Hinweis zu sehen bekommt, hat ebenfalls eine so genannte „Spam-Maßnahme“ aufgebrummt bekommen:
„Google hat ein Muster mit künstlichen oder unnatürlichen Links auf Ihrer Website erkannt. Der Kauf von Links oder die Teilnahme an Linktauschprogrammen mit der Absicht, den PageRank zu manipulieren, stellt einen Verstoß gegen die Google-Richtlinien für Webmaster dar. Aufgrund unnatürlicher Links von Ihrer Website hat Google eine manuelle Spam-Maßnahme gegen XXX verhängt. Gegebenenfalls erfolgen weitere Maßnahmen für Ihre Website oder Teile davon.“
Die Folge solch einer Spam-Maßnahme: Bis zur Entfernung der nach Google Meinung manipulierten Links wird die entsprechende Website in den Google-Rankings deutlich nach unten gestuft. Sobald die Links entfernt wurden, kann bei Google ein Antrag auf erneute Überprüfung gestellt werden.
Teliad und Rankseller „schuld“ an Publisher-Penalties?
Der zeitliche Zusammenhang zwischen den Penalties für Teliad und Rankseller und den blauen Briefen für zahlreiche Publisher nährt natürlich den Verdacht, dass es hier einen Zusammenhang gibt. Was dagegen spricht: Teliad und Rankseller sind keine Link-Netzwerke, sondern fungieren als Vermittler zwischen Publishern und Advertisern. Diese vereinbaren anschließend direkt miteinander, wie die Zusammenarbeit aussehen soll. So entstehen Blogposts mit gekauften Backlinks, die für Google nicht von gewöhnlichen Artikeln zu unterscheiden sind. Oder die explizit als Werbung gekennzeichnet werden – was dann nicht gegen die Google-Richtlinien verstößt.
Wo ist die undichte Stelle?
Sind die Publisher also nicht aufgrund ihrer Tätigkeiten bei Rankseller oder Teliad abgemahnt worden? Diese Frage kann nur Google beantworten. Fakt ist, dass die meisten Publisher, die mit einer dieser Agenturen Geld verdienen, auch bei diversen anderen angemeldet sind. So zum Beispiel bei Ranksider, Domain Boosting oder bei reinen Textlink-Börsen wie Backlinkseller oder Buywords. Gerade solche Textlinks, die häufig in der Sidebar untergebracht sind und keinerlei thematischen Bezug zur eigenen Seite haben, sind für Google-Kontrolleure relativ leicht aufzuspüren. Überall könnte also die undichte Stelle liegen, die Google auf den Backlinkhandel und deren Teilnehmer aufmerksam gemacht hat.
Google hat sich auf die Fahne geschrieben, das Kaufen und Verkaufen von Backlinks drastisch zu sanktionieren und so den Manipulationen des Rankings ein Ende zu setzen. Wer von Google eine Penalty bekommen hat, sollte schleunigst reagieren. Alle anderen werden sich die Frage stellen müssen, ob sie das Risiko einer Abstrafung (auch weiterhin) eingehen wollen.