Werbe-Kampagnen per E-Mail zählen zu den beliebtesten Werkzeugen im Online-Marketing. Sie sind preisgünstig, effektiv und lassen sich auch noch detailliert analysieren. Doch diese Vorteile verleiten offenbar immer noch viele Unternehmen, es mit der Anzahl der Werbe-Mails deutlich zu übertreiben.
Viele Online-Shops machen ihren Besuchern die Anmeldung zum Newsletter schmackhaft, indem sie die Anmeldung mit Gutscheinen oder der automatischen Teilnahme an attraktiven Gewinnspielen belohnen. Die Taktik geht oftmals auf. Auf diese Weise lässt sich schnell ein beträchtlicher Empfängerstamm aufbauen. Zudem sorgen die Gutscheine für Erstbesteller dafür, dass die Neukundenquote steigt. Viel wichtiger aber: Die Shopbetreiber haben so die Chance, die Newsletter-Empfänger langfristig an sich zu binden und mit attraktiven E-Mail-Kampagnen regelmäßig Folgekäufe auszulösen.
Tägliche Werbemails
Die Möglichkeiten, die das E-Mail-Marketing bieten, sind also glänzend. In der Praxis jedoch vermasseln es die meisten Online-Shops. Wer sich schon einmal bei mehreren Newslettern von Online-Shops angemeldet hat, hat es selbst schon erlebt: Wohlwollend öffnet man am Tag nach der Anmeldung noch die erste Werbe-Mail des Shops. Am Tag danach jedoch folgt schon die zweite, die man – wenn überhaupt – nur noch widerwillig öffnet. Und wäre das noch nicht genug, bombardieren die Online-Shops ihre Newsletter-Empfänger fortan täglich (!) mit Werbe-Mails.
Einer dieser Negativ-Kandidaten, den ich hier exemplarisch für viele andere nennen möchte, ist der Online-Spielzeugladen MyToys. Mytoys belohnt die Kunden für die Anmeldung zum Newsletter mit einem 5-Euro-Gutschein. Damit dürfte das Unternehmen bei vielen Neukunden punkten können. Ab dieser Anmeldung jedoch erfolgt die Bombardierung mit der E-Mail-Kanone. Jeden Tag wird der Empfänger mit neuen Angeboten beglückt – die jeweils für sich genommen meist durchaus attraktiv sind. Mal gibt es 20 Prozent auf alle Playmobil-Artikel, mal einen Plüschbär als Gratis-Beigabe für die nächste Bestellung.
Nur die Abmeldung bringt Erlösung
Während man die ersten E-Mails noch interessiert öffnet, steigt der Nerv-Faktor jedoch von Tag zu Tag an. Wer will schließlich schon jeden Tag Spielzeug bestellen? MyToys treibt seine Newsletter-Abonnenten mit dieser kurzen Versand-Frequenz förmlich dazu, sich mit einer Abmeldung endlich von der Werbeflut zu erlösen.
Doch was treibt Unternehmen wie MyToys dazu, seine Kunden mit E-Mail-Werbekampagnen zu überhäufen? Sicherlich sind es die (scheinbar) positiven Ergebnisse: Jede einzelne Werbekampagne erhält positive Response in Form von Bestellungen. Da nimmt man es offenbar in Kauf, dass die Absprungrate – und davon darf man getrost ausgehen – der Newsletter-Anmelder innerhalb der ersten zwei Monate extrem hoch ist.
Shopbetreiber verpassen Chancen
Durch die kurze Taktung zwischen den einzelnen Werbemails verpassen es Online-Shops wie MyToys, Sheego , Douglas, Peter Hahn und Post Reisen – um nur einige Kandidaten zu nennen – sich das Interesse ihrer Kunden langfristig zu sichern und sie so an sich zu binden. Man muss als Kunde schließlich schon masochistisch veranlagt sein, um jeden Tag eine Werbe-Mail zu öffnen, um am 215. Tag dann tatsächlich ein attraktives Angebot zu nutzen und zu bestellen.
Aus Kundensicht dürfte der Wunsch groß sein, dass die Shopanbieter etwas zurückhaltender mit ihren E-Mail-Werbungen umgehen. Wenn die Werbung nur einmal pro Woche statt täglich kommt, sind viele garantiert gerne bereit, im Verteiler zu bleiben – und ab und zu auch etwas zu bestellen. Davon würden die Kunden und die Online-Shops gleichermaßen profitieren!
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