Online-Shopping ohne PC, Notebook, Tablet oder Smartphone: Das Internet der Dinge wird von vielen in der E-Commerce-Branche als „The next big thing“ bezeichnet – als der nächste große Mega-Trend, der die Einkaufswelt völlig verändern wird. Lesen Sie, in welchen Bereichen das Internet der Dinge schon heute Realität ist und welche Umwälzungen es in Zukunft mit sich bringen wird.
Im Internet finden die Kunden eine riesige Auswahl, günstige Preise und können jedes beliebige Produkt bestellen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Der Boom des Online-Handels lässt sich vor allem dadurch erklären, dass er den Konsumenten jede Menge Komfort bietet: Keine Parkplatzsuche, kein Tütenschleppen, keine langen Schlangen an den Kassen. Da greift man lieber zu Tastatur und Maus, als das Haus zu verlassen.
Amazon ist mit dem Dash-Button Vorreiter
In puncto Komfort wird das Internet der Dinge den Online-Handel, wie wir ihn heute kennen, völlig auf den Kopf stellen. Anstatt die Website eines Online-Shops aufzurufen, sich einzuloggen und eine Bestellung aufgeben zu müssen, genügt bald ein einfacher Knopfdruck, um die gewünschte Ware zu ordern. Bereits jetzt bietet Amazon seinen Kunden in den USA mit den sogenannten Dash Buttons genau solch eine Bestellmöglichkeit. Die Dash-Buttons sind kleine Plastik-Boxen, die sich dank eines Klebestreifens überall anbringen lassen. Auf diesen Boxen ist ein Bestellknopf angebracht – sonst nichts! Drückt der Anwender den Button wird eine Bestellung ausgelöst, die per WLAN und Internet an Amazon übertragen wird.
Jedem Dash-Button wird ein einziger, bestimmter Artikel zugeordnet. So kleben sich die Kunden einen Button an die Waschmaschine, um neues Waschmittel bequem ordern zu können. Gleiches gilt für die Kaffeemaschine und Kaffepads, das Badezimmer für neue Rasierklingen, Toilettenpapier und weitere Hygieneartikel sowie für die Küche und die dort benötigten Verbrauchsgüter. Ein Tastendruck genügt, und am nächsten Tag liefert Amazon die gewünschte Ware!
Die Dash-Buttons, die Amazon aktuell für 267 unterschiedliche Produkte anbietet, und die mit dem entsprechenden Produkt- und Hersteller-Logo optisch gekennzeichnet werden, bieten allen beteiligten Parteien Vorteile. Der Kunde kann Verbrauchsgüter so komfortabel bestellen, wie nie zuvor. Amazon und die Hersteller der Produkte hinter den Dash-Button profitiert von einer hohen Kundenbindung. Derzeit wird das Projekt Dash-Button in den USA mit einer limitierten Zahl von Prime-Mitgliedern getestet. Werden die Bestellknöpfe wie erwartet angenommen, wird Amazon sie flächendeckend einführen.
Die deutsche Alternative zum Dash-Button
Auch in Deutschland hat man das Potenzial der Dash-Buttons bereits erkannt. So hat der deutsche E-Commerce-Anbieter Braintags hat mit dem „re-Button“ eine Alternative zur Amazon-Lösung vorgestellt. Anders als bei Amazon können die re-Buttons mit beliebigen Shop-Systemen genutzt werden. Hierfür werden für sämtliche Online-Shop-Softwareanbieter in Auftragsarbeit die jeweiligen Shop-Schnittstellen hinterlegt und darüber hinaus alle physischen „re-Buttons“ einmalig registriert und mit einer Kennung für den jeweiligen Shop versehen. So kann mit einem solchen Button nach der Registrierung also ausschließlich bei einem, zugewiesenen Shop bestellt werden.
Zudem lässt sich der Bestellknopf von den Kunden noch deutlich individueller nutzen als der Amazon-Button. So können sich die Kunden zum Beispiel eine beliebige Einkaufsliste erstellen, die anschließend per Knopfdruck bestellt wird. Die Liste kann dabei jederzeit verändert werden. Aktuell startet der Beta-Test mit dem re-Button, um die Funktionsfähigkeit im Live-Betrieb zu überprüfen.
Hersteller verkaufen direkt an Endkunden
Paradiesische Möglichkeiten bietet das Internet der Dinge vor allem für die Hersteller. So hat beispielsweise Gillette kürzlich seine Gillette-Box vorgestellt: einen Nassrasierer mit Internetanschluss. Per Knopfdruck können die Anwender hier über die Ablagestation neue Rasierklingen ordern – direkt im Online-Shop von Gillette. Warum auch sollte man das Geschäft mit den Verbrauchsmaterialien dem Handel überlassen? Vergleichbare Konzepte finden sich auch bei Herstellern von Kaffeevollautomaten.
Bislang steht das Internet der Dinge erst in den Startlöchern und hat noch zu keiner gravierenden Änderung des Einkaufsverhaltens geführt. Man braucht jedoch keine ausufernde Fantasie, um zu erkennen, welches Potenzial Geräte haben, die direkt mit dem Internet verbunden sind. Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Lampen, Hifi-Anlagen, Drucker, Schreibtische: Die Liste von Geräten, die mit einem Internetanschluss und einer Bestellmöglichkeit für einen Online-Shop ausgerüstet werden könnten, ist riesig.
Entscheidend wird nur sein, wer dieses Potenzial als erstes erkennt und es technisch umsetzt. Es bleibt für die deutschen Online-Händler und auch für die Hersteller zu befürchten, dass dies einmal mehr Amazon sein wird!