Digitale Marktplätze sind bei Endkunden enorm beliebt. Nicht einmal große Online-Shops verzeichnen innerhalb eines Jahres so viele Besucher wie Amazon, eBay und Co. in einem Monat. Diese hohe Reichweite ist einer der Hauptgründe, warum Marktplätze ein attraktiver Verkaufskanal für viele Händler sind. Doch wie wird sich der Stellenwert der Markplätze in Zukunft entwickeln? Behalten diese ihre Hoheitsstellung? Und was bedeutet das für die Online-Händler? Antworten liefert Mirko Platz, Geschäftsführer der Channel Pilot Solutions und Branchen-Experte, im Interview.
Herr Platz, wie sehen Sie die aktuelle Rolle von Marktplätzen und wohin wird sich diese zukünftig entwickeln?
Mirko Platz: National dominieren Marktplätze wie Amazon und eBay den Markt. Was viele nicht wissen, es verfolgen große Webshops wie zB Zalando und Otto auch konsequent den Marktplatz-Gedanken, um eine maximale Tiefe und Breite im Sortiment anzubieten. Der Gedanke des Marktplatzes hat hohes Zukunftspotential und Player wie Apple, Google, Facebook oder Snapchat arbeiten an vergleichbaren Konzepten. Generell werden zukünftig die Produkte näher an den Konsumenten rücken und verschiedenste Kauf-Optionen über Buy-Buttons ermöglicht werden. Sogar der Sprung in die Offline-Welt mit Buy-Buttons (hier Amazon Dash-Buttons) wird verfolgt.
Sehen Sie auch in Zukunft die Player Amazon, eBay und Co. an der Spitze oder wie ist ihre Einschätzung? Gerade auch im Hinblick auf die Social Kanäle?
Mirko Platz: Amazon hat sich konsequent in den wichtigsten E-Commerce Märkten durchgesetzt und steht für hervorragende Preise in Kombination mit bester Qualität in Hinblick Service, Geschwindigkeit, Verfügbarkeit, usw. Es wird schwer werden Amazon hier den Rang abzulaufen. Aber neue Konzepte wie Buy-Buttons und Kaufmöglichkeiten direkt auf Pinterest oder über Apple-TV werden meiner Meinung nach ganz neue Möglichkeiten bringen. Auch die angekündigte Einführung von Google mit Buy-Buttons wird Google in einen Marktplatz versetzen und dies könnte schon Amazon zusetzen. Man darf aber nicht verkennen, dass es Länder gibt in denen Amazon sich nicht gegen lokale Player durchsetzen konnte.
Sind die Social Kanäle Ihrer Meinung nach die „neuen“ Marktplätze und haben sie das Potenzial, die großen Player von ihrer Spitzen-Position zu verdrängen?
Mirko Platz: Ja, gerade die enorme Reichweite der Social-Kanäle, angeführt von Facebook, bietet Händlern einen nahezu unbegrenzten Zugang zu potentiellen Käufern. Die Social-Kanäle wollen natürlich ihre Reichweite amortisieren. Ebenso kommt die hohe Mobile-Durchdringung der Social-Kanäle dazu. Um die Marktplätze zu verdrängen, müssen nun von diesen Kanälen einfache und innovative Shoppingfunktionalitäten entwickelt werden. Das kann man gerade auch beobachten – dadurch wird die Luft für mittlere oder lokale Marktplätze sehr knapp.
Worauf kommt es Ihrer Meinung nach im Mobile-Commerce 2016 an? Und was bedeutet das für die Online-Händler?
Mirko Platz: Im Mobile-Commerce 2016 ist die Ausrichtung des Webshops auf eine Bedienbarkeit auch mit dem Mobiltelefon oder Tablet von essentieller Wichtigkeit. Hier sollte sich der Online-Händler genau seinen Shop anschauen und insbesondere prüfen, wie weit sein Check-Out auch wirklich auf dem Smartphone praktikabel durchführbar ist.
Stichwort Online-Händler: Wie sehen Sie deren Entwicklung für dieses Jahr?
Mirko Platz: Der Online-Handel entwickelt sich nach wie vor signifikant weiter. Mittlerweile fangen viele Hersteller mit eigenen Shops an, auch im B2B entwickelt sich der Markt – beispielsweise kann man über den Marktplatz Mapudo nun komplette Stahlträger online kaufen. Dennoch wird es für die kleinen Online-Shops immer schwerer sich gegen die großen Player mit viel Budget und Wissen durchzusetzen. In der Venture-Kapital-Szene werden aber aktuell weniger Investments getätigt, da die meisten und wichtigsten Bereiche gut besetzt sind. Die letzten interessanten Neustarter im Consumer-Markt sind die Matratzen-Webshops, die gerade den Markt erschließen wollen.
Sind Marktplätze eine Bedrohung für die Händler? Wenn ja, für welche?
Mirko Platz: Nein, die Marktplätze existieren nur in der Symbiose mit Händlern. Dennoch ist es nicht unbekannt, dass Amazon sich sehr genau anschaut, welche Händler welche Produkte in welchem Volumen/Umsätzen verkauft und dann anfängt, diese Produkte selber einzukaufen. Wenn dies eine Bedrohung ist, dann nur für Händler, die sich nicht weiterentwickeln und keine Mehrwerte liefern.
Wie können sich Online-Händler optimal am Markt behaupten? Und welche Rolle spielen optimale Produktdaten dabei?
Mirko Platz: Online-Händler sollten schnell und flexibel sein und auf Veränderungen reagieren können. Neben Mehrwerten und guter Positionierung helfen natürlich ein sauber gepflegtes Inventar, um dieses über die verfügbaren Vermarktungskanäle auszuspielen. Wenn ich z.B. bei einem Kleidungsstück keine richtigen Größen angebe, fühlen sich deutlich weniger Personen angesprochen. Attribute, technische Daten, usw. sollten einwandfrei gepflegt und aufbereitet sein.
Wie kann Ihre Software ChannelPilot dem Online-Händler dabei helfen, weiterhin am Markt zu bestehen?
Mirko Platz: ChannelPilot ist erst mal ein reines Werkzeug. Es hilft Online-Händlern sich mit verschiedensten Kanälen – von Marktplätzen über Preisvergleichseiten – einfach zu verbinden und die Produkte auf die Kanäle bestmöglich auszuspielen. Damit bildet ChannelPilot eine Verbindung zwischen der Insel „Webshop“ und der „Außenwelt“. Gerade die Vielzahl an nationalen und internationalen Kanälen bietet einen smarten Time-to-Market-Vorsprung und macht das Multichannel-Marketing für den Online-Shop transparent. Mit ChannelPilot kann der Online-Shop seine internen Produkt- und Marketingkalkulationen, wie z.B. maximaler CPO, hinterlegen und ChannelPilot optimiert die Online-Marketing-Strategie automatisch auf diese Performance-Werte.